1. Beehrungen.

[404] Der letzte Abschnitt derjenigen Lebensperiode, in welcher ich mit voller Kraft zu wirken vermochte, ist von kurzer Dauer und ich habe nicht viel mehr von ihm zu sagen, als daß er mir für meine Anstrengungen einen alle meine Wünsche befriedigenden, zum Theil nicht innerhalb derselben gelegenen Lohn[404] brachte. Eben durch solche Befriedigung kündigt sich dieser Zeitabschnitt als der letzte jener Periode an, und eben weil er so glücklich war, ist wenig über ihn zu berichten.

Wir waren auf unserer Reise 1832 so ungemein glücklich gewesen, hatten überall so freundschaftliche Aufnahme und so viel unerwartete Auszeichnung genossen, daß wir einen reichen Schatz froher und dankbarer Erinnerungen mit nach unserer Heimath brachten.

Ich war zweimal portraitirt und lithographirt worden, in Berlin von Louis Blanc auf Veranlassung von Dieffenbach und in Wien von Kriehuber, veranlaßt durch Czermak. Rust setzte dem 39sten Bande seines Magazins, den er mir dedicirte, ebenfalls mein Brustbild vor.

Am 18 Januar 1836 wurde ich durch Empfang des rothen Adlerordens IV. Classe überrascht; ich hatte ihn weder erwartet noch gewünscht. Und es war zufällig derselbe Tag im folgenden Jahre, wo mir der Oberpräsident v. Schön in der akademischen Versammlung zur Feier der preußischen Königskrone meine Ernennung zum Geheimen Medicinalrathe ankündigte. Ich gestehe gern, daß ich meinem Subjecte dieses Prädikat längst gewünscht hatte. Denn ich legte einigen Werth darauf, außer der Bezeichnung meines Amtes auch noch einen Titel zu haben, der an sich gar nichts bedeutet und sich eben dadurch als ein bloßes Ehrenzeichen ankündigt. So war es mir gerade recht gewesen, in Dorpat Hofrath zu werden; ich hatte mir bei meiner Berufung den preußischen Hofrathstitel ausbedungen und denselben auch, nachdem ich Medicinalrath geworden, noch beibehalten, ungeachtet er weniger gilt. Diese geringere Geltung, vornehmlich aber der Umstand, daß ich bei meinem Aufenthalte in Berlin unter lauter Geheimeräthe kam, machte mich lüstern, auch ein Geheimer zu werden und in einem traulichen Abendstündchen sagte ich manchesmal meiner Frau voraus, daß sie noch Geheimeräthin werden müßte. So erreichte ich denn den Gipfel meiner Wünsche für das äußere Leben. Ich dachte mir den Gipfel meines Glückes als eine unabsehbare[405] Hochebene: aber ich legte ihn mit wenigen Schritten zurück!

Eine andere Ehrenbezeigung, die mich sehr erfreute, war, daß mich die Königliche Akademie der Medicin zu Paris 1835 zu ihrem correspondirenden Mitgliede ernannte. Auch wurde ich Ehrenmitglied des Vereins großherzoglich badischer Medicinalbeamter für Beförderung der Staatsarzneikunde 1836 und des Apothekervereins im nördlichen Deutschland 1838. Mit Ende des Jahres 1837 legte ich die Stelle eines Directors der physikalisch-medicinischen Gesellschaft in Königsberg nieder und erhielt von derselben ein ehrendes Abschiedsschreiben.

Quelle:
Burdach, Karl Friedrich: Rückblick auf mein Leben. Selbstbiographie. Leipzig 1848, S. 404-406.
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