Richter, Hermann Eberhard Friedrich

Richter, Hermann Eberhard
Richter, Hermann Eberhard

[1378] Richter, Hermann Eberhard Friedrich, der bekannte Begründer des deutschen Ärztevereinsbundes, geb. zu Leipzig 14. Mai 1808, studierte seit 1826 daselbst, bestand 1830 das Rigorosum rühmlichst, war seit 1831 Assistent bei dem Hofrat und Leibarzt Francke in Dresden, woselbst er seitdem seinen ständig. Wohnsitz hatte. 1834 promoviert, wurde er 1837 Prof. der allgem. und spez. Therapie an der med.-chir. Akademie zu Dresden, sowie Direktor der mit derselben verbundenen med. Poliklinik. 1849 wegen Teilnahme an dem Aufruhr zu Dresden in einen Hochverratsprozess verwickelt und seiner Stelle enthoben, nach seiner Freisprechung aber von 1850 an auf Wartegeld gesetzt, widmete sich R. mit grösstem Eifer, neben seiner ausgedehnten, namentlich konsult. Praxis, literar. Arbeiten, welche zum grossen Teile in Schmidt's Jahrbb. der ges. Med. abgedruckt sind, deren Redaktion er im Verein mit Winter (Leipzig) vom Jahrg. 1850 an übernommen hatte. Daneben war R. auch in städt. Angelegenheiten thätig und nahm den lebhaftesten Anteil an den schon seit 1845 zur Geltung gekommenen Bestrebungen für Reformen auf dem Gebiete des Gymnasialunterrichtes, namentlich für grössere Berücksichtigung der Naturwissenschaften, sowie für Verbesserung der hygien. Verhältnisse der Schulen überhaupt, ebenso an den in Sachsen damals hervorgetretenen Bestrebungen für Reform der Medizinalgesetzgebung, bezw. der staatl. Stellung der Ärzte. Nach 1864 erfolgter Gründung des Landes-Med.-Kollegiums gehörte R. demselben als überaus rühriges und eifriges Mitglied an und hat sich in dieser Eigenschaft um Erweckung des Interesses der Ärzte an den Angelegenheiten ihres Standes, zunächst in Sachsen, später aber auch in ganz Deutschland ein ausserordentlich grosses Verdienst erworben. Er war es,[1378] der bei der Naturforscher-Versammlung zu Hannover (1865) die Ernennung einer ständigen Kommission für die Med.-Reform durchsetzte, unter dessen Einfluss bei der Naturforscher-Versammlung zu Dresden (1868) die Bildung einer besonderen Sektion für Med.-Reform bei diesen Versammlungen beschlossen wurde. Bei der Naturforscher-Versammlung zu Leipzig (1872) gab er zur Gründung des deutschen Ärztevereinsbundes Veranlassung, dessen Ausschusse er als Schriftführer bis zu seinem Tode angehörte und dessen Interessen er in dem auf eigene Kosten herausgegebenen Ärztevereinsblatte ebenso sachkundig als eifrig vertreten hat. Erholung von seiner angestrengten wissenschaftl. und prakt. Thätigkeit suchte und fand R. durch grössere Reisen, welche er von 1850 ab fast alljährlich ausführte, bei denen er aber stets die grösste Aufmerksamkeit auf die med. Verhältnisse der von ihm besuchten Länder richtete. Bei R.'s sehr kräftiger Konstitution und äusserst nüchterner Lebensweise schien ihm daher ein hohes Alter beschieden zu sein. Er starb jedoch nach kurz. Siechtum, sehr unerwartet, 24. Mai 1876 infolge eines Hirnschlagflusses. – Eine weitere genauere Würdigung von R.'s Bedeutung für den ärztl. Stand und die med. Wissenschaft ist in Winter's Biogr. im älteren Lexikon, sowie in der Monographie von Grosse (s. d.) zu finden.[1379]

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1378-1380.
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