[1704] Thiersch, Karl, zu Leipzig, geb. 20. April 1822 zu München, studierte daselbst, zu Berlin, Wien und Paris, wurde in München mit der Inaug.-Abhandl.: »Zur Lehre von der Arzneiwirkung« Dr. med., machte 1850 als freiwill. Arzt den 2. Schleswig-Holstein'schen Krieg mit, während welches Stromeyer auf seine chir. Ausbildung grossen Einfluss ausübte. Er war dann 1848 bis 54 Prosektor für pathol. Anatomie zu München, wurde 1854 zum ord. Prof. der Chir. in Erlangen ernannt und siedelte 1867 in gleicher Eigenschaft nach Leipzig über. Den deutsch-französ. Krieg machte er als konsult. Generalarzt des 12. (königl. sächs.) Armeekorps mit. Aus Anlass seines 70. Geburtstages wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig ernannt. T., der 28. April 1895 starb, gehört zu den bedeutenderen Chirurgen des 19. Jahrh. und hat sich als Operateur um den klin. Unterricht in Leipzig, wie um den Fortschritt in der Kunst selbst die wesentlichsten Verdienste erworben. In letzterer Beziehung sind seine Studien über den Epithelialkrebs, die Modifikation der Lister'schen Wundbehandlung durch Einführung der Salicylsäure, die plastischen Operationen bei Blasen-Ektopie, die Verbesserung der Reverdin'schen Hautimplantation besonders bemerkenswert und sichern T. ein dauerndes Andenken in der Geschichte der Chirurgie. Als Mensch zeichnete sich T. durch Humanität und gesunden Humor aus. Von seinen zahlreichen litter. Arbeiten seien erwähnt: »Bildungsfehler der Harn- und Geschlechtswerkzeuge eines Mannes« (Rubner's Illust. med. Zeitung, I, 1852) – »Infectionsversuche an Thieren mit dem Inhalte des Choleradarmes« (München 1856, 1867 von der französ. Akademie preisgekrönt) – »Der[1704] Epithelialkrebs, namentlich der Haut. Eine anat.-klin. Untersuchung« (Leipzig 1865, mit Atlas v. 11 Taff.) – »De maxillarum necrosi phosphorica« (Ib. 1867) – »Die feineren anat. Veränderungen nach Verwundungen der Weichtheile« (Pitha-Bill-roth's Handb. der allgem. und spez. Chir., I, II, 1867) – »Klinische Ergebnisse der Lister'schen Wundbehandlung und über den Ersatz der Carbolsäure durch Salicylsäure« (Volkmann's Sammlung klin. Vorträge, 84, 85).