Engel, Frl. Agnes

[191] *Engel, Frl. Agnes, Wiesbaden, Tennelbach, ist am 21. Januar 1862 in Güstrow i. M. geboren. Durch Kränklichkeit am regelmässigen Lernen verhindert, hatte sie viel Gelegenheit zum Lesen, Denken und zum Leben in der freien Natur. Der einzige, ihr wert scheinende Umgang war der mit Tieren, welche sie auch als ihre ebenbürtige Lebensgefährten ansah. Menschen waren ihr mit wenigen Ausnahmen sehr unangenehm. Schon mit 15 Jahren flössen ihr die Verse reichlich und ein Volkskalender nahm eine kleine Erzählung von ihr auf. Bald darauf fing sie an Novellen zu schreiben, die im »Salon« und anderen Familienblättern Aufnahme fanden. Mit 20 Jahren erhielt sie in Schwerin einen Rezensentenplatz im Hoftheater und ihre Kunstberichte erhielten in einer auswärtigen Zeitung, an der sie ständige Mitarbeiterin wurde, eine stehende Rubrik. Sie hatte aber nicht allein ästhetische Studien gemacht, sondern mit einzelnen Künsten sich auch praktisch beschäftigt; sie spielte mehrere Instrumente, mit Vorliebe Geige, und hatte Deklamationsunterricht genommen. Als sie aus einem Flugblatt des Internationalen Vereins zur Bekämpfung der wissenschaftlichen Tierfolter in Dresden die Greuel der Vivisektion kennen lernte, fand ihre Liebe für die Tiere ihren Wirkungskreis: sie stellte sich nunmehr ganz in den Dienst der Tierschutzbestrebungen. Auch trat sie in dieser Zeit dem Vegetarismus näher, wurde selbst Vegetarierin und war für die vegetarische Bewegung thätig. 1888 gab sie eine kleine Jugendzeitschrift »Tier- und Kinderfreund« heraus, die 3 Jahrgänge erlebt hat. Seit 1890 verband sie eine auf tiefster Seelenharmonie beruhende Freundschaft mit Margarete Müller-Herrneck, die sie selbst »die Seele ihrer Thätigkeit« nennt. Mit dieser im Verein widmete sie ihre besondere Aufmerksamkeit dem deutschen Bund gegen den Vogelmassenmord, den sie 1890 gegründet hatte. Als 1895 die Freundin starb, gründete sie zu deren Andenken mit den Töchtern derselben den Margareten-Verein. Vieles Ungedruckte harrt noch der Herausgabe; an Broschuren ist erschienen z.B. »Der Vogelmassenmord«, »Über den Taubensport«, »Der Friedensengel« etc. Auch Operntexte hat sie geschrieben, die in Musik gesetzt und aufgeführt worden sind. Ausserdem giebt sie »Das Margaretenblatt« heraus, welches die Gemütsbildung durch Erweckung der Liebe zu Natur und Tierwelt anstrebt. Sie ist im Begriff eine Monatsschrift herauszugeben »Der Graalsbote«, die alle ethischen Bestrebungen unter einen Gesichtspunkt und zu gegenseitiger Klärung zusammenfassen soll: »Durch Mitleid wissend, der reine Tor.«[191]

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 191-192.
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