Langkammer, Frau Margarethe

[477] *Langkammer, Frau Margarethe, geb. Kolberg, Ps. Richard Nordmann Wien, Hietzing, Lainzerstrasse 56, geboren am 29. Mai 1866 in Wien, verehelichte sie sich 1883 mit dem Schauspieler und Regisseur K. Langkammer, mit dem sie Nordamerika bereiste. Nach Europa zurückgekehrt, schloss sie sich dem Münchener Ensemble an und erhielt während eines Gastspiels in Leipzig einen Engagementsantrag an das Deutsche Volkstheater in Wien. Es kam jedoch zu keinem Auftreten, weil Frau L. plötzlich die Lust am Theaterspielen verlor, sich ganz der Schriftstellerei widmen wollte und einen glänzenden Antrag als Mitarbeiterin des »Illustrierten Wiener Extrablattes« acceptierte, wo sie Feuilletons, Wiener Romane etc. unter dem Namen Colbert schrieb. Ihr Erstlingswerk »Die Krummüller«, welche unter ihrem wahren Namen eingereicht waren, wurden gar nicht gelesen, da man wahrscheinlich zur Frauenarbeit kein Vertrauen hatte etc. Josef Lewinsky war es, der ihr Talent zuerst erkannte und ans Licht zog, denn er überreichte »Gefallene Engel« unter dem Pseudonym R. N. der Direktion des Deutschen Volkstheaters, welche das Stück sofort annahm und am 28. Oktober 1893 mit durchlagendem Erfolge aufführte. Ebenso schlug ihr zweites Werk: »Die Überzähligen« am Raimund-Theater ein und erhoben sie plötzlich zur bedeutendsten dramatischen Dichterin Österreichs. Die unmittelbar nach der Aufführung des Volksstückes »Gefallene Engel« erschienenen Kritiken sind insofern interessant, als nahezu alle darin übereinstimmten, dass unter dem Pseudonym ein bühnenerfahrener bedeutender Dramatiker sich verbergen müsse, der bloss deshalb das Pseudonym gewählt habe, weil er es mit einem ganz modernen Stücke versuchen wollte. Im Januar 1898 gelangt »Halbe Menschen« im Deutschen Volkstheater in Wien zur Aufführung. Gegenwärtig arbeitet Frau M. L. an einem vieraktigen Volksdrama »Die Unbemerkten«, die ein Pendant zu ihren »Überzähligen« bilden sollen. Die Bühnenwerke werden als Manuskript von der Theater-Agentur M. Täncer, Wien, Getreidemarkt 18, verlegt.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 477.
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