Mykŏni

[602] Mykŏni, 1) felsige u. dürre Insel der zum Königreich Griechenland gehörenden Cykladen, 11/2 QM. groß, wenig Getreide, viel Wein, Feigen u. Federwild, bes. da die Insel jährlich zweimal von beträchtlichen Schwärmen der Zugvögel besucht wird; auch sind die hier bereiteten Schaf- u. Ziegenkäse u. die in Essig eingemachten Wachteln als Leckerbissen in der ganzen Levante sehr gesucht. Die Einw. gelten für treffliche Seeleute, treiben viel Schifffahrt u. Handel u. besaßen im Jahre 185155 Fahrzeuge; 2) Hauptort darauf, an der Westküste der Insel, mit 5–6000 Ew.; ist der Sitz eines Friedensgerichts,[602] hat Hellenische Gemeindeschule, Lazareth u. auf der ganzen Insel den einzigen Brunnen mit trinkbarem Wasser. Die offene Rhede der Stadt ist gegen die Nordwinde ziemlich geschützt. An der Nordostseite liegt der Hafen Panormosu. östlich von der Insel befinden sich die kleinen Inseln Dragonisi u. Stapodia. – M. hieß im Alterthum Mykŏnos; hierher verlegte die Mythologie den Gigantenkampf, u. alle getödteten Giganten sollten unter M. begraben sein. Im Mittelalter, als nach der Eroberung von Constantinopel durch die Venetianer u. die französischen Kreuzfahrer (1204) das Byzantinische Reich getheilt wurde (1207) u. den Venetianern das Ägäische Meer zufiel, kam M. mit den noch zum Theil in den Händen der Griechen befindlichen Inseln Tenos, Skyros, Skiathos u. Skopelos durch Eroberung in den Besitz der Ghizis, welche hier mehre Jahrhunderte lang herrschten, bis in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. Haireddin Barbarossa ihre Herrschaft vernichtete, u. diese Inseln in die Gewalt der Türken gelangten. M. nahm an dem Aufstande 1821 einen besonderen Antheil.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 602-603.
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