Orbe

[330] Orbe, 1) Bezirk im Schweizercanton Waadt, grenzt an die Bezirke Echallens, Yverdon, Cossonay, Jouxthal u. Grandson u. die französische Franche-Comté, wird vom Talent, der Orbe, dem Nozon u. dem Kanal Entreroches durchschnitten, hat Eisenlager, Eisenhütten, Tuffstein, Bergtheer u. in den 4 Kreisen Vallorbes, Romainmotier, Orbe u. Baulmes 13,200 Ev.; 2) Stadt darin, Kreis u. Bezirksort, an der Orbe Schloßruine, Gymnasium, Volksbibliothek, Ersparnißkasse, Hülfsgesellschaft für Arme, Orthopädische Anstalt, von[330] Venel gegründet, Postbüreau, Weinbau: 1030 Ew. – Die Stadt hieß zur Zeit der Römer Urba u. war Hauptort einer der vier helvetischen Gaue; auch werden hier viele römische Alterthümer ausgegraben. Im Mittelalter war sie die Hauptstadt von Kleinburgund; von hier wurde die Königin Brunehild an König Clothar I. ausgeliefert; hier kamen 856 die Enkel Karls des Großen, Ludwig, Lothar u. Karl, zusammen, um über die Theilung des Reichs zu verhandeln. O. ist der Geburtsort des Reformators Viret. 3) (sonst Orbis), Fluß im Schweizercanton Waadt, entspringt im französischen Departement Jura aus dem See Rousses, bildet das Orbethal (Vallorbe), den See Joux, verliert sich bei Bonport in einem Felsen, kommt 680 Fuß davon wieder zum Vorschein, nimmt die Joigne auf, bildet Moräste, vereinigt sich bei Orbe mit dem Talent, fließt in den Neuenburger See, heißt von da an Thièle od. Zihl, dann in den Bieler See u. ergießt sich endlich in die Aar; den Verwüstungen, welche der Fluß zuweilen anrichtet, soll durch Correctionsarbeiten vorgebeugt werden; 4) Fluß im französischen Departement Hérault.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 330-331.
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