Scherz [1]

[143] Scherz, im allgemeinen Alles, was eine erheiternde Wirkung auszuüben beabsichtigt; er kann sowohl in Worten als Handlungen bestehen. Scherzhaft ist, was S. beabsichtigt u. als solcher aufgefaßt wird; bisweilen heißt auch eine Person so, welche zum Scherzen geneigt u. aufgelegt ist. Für den S. ist wesentlich, daß er etwas anderes meint, als er ausspricht od. thut; er will daher als solcher verstanden sein; sein Gegensatz ist der Ernst. Er ist verwandt mit dem Lächerlichen u. Komischen, obwohl er nicht mit demselben zusammenfällt; es kann sich Jemand sehr lächerlich machen, ohne im mindesten zu scherzen. Je nach der Verschiedenheit der geistigen Beziehungen, welche der S. einschließt u. je nach den Wirkungen, welche er auf Andere ausübt, ist er sehr vieler Modificationen fähig: daher die Unterschiede des plumpen od. seinen, geistreichen od. platten, witzigen od. dummen, harmlosen u. gutmüthigen od. boshaften u. bittern S-es. Der letztere, wenn er absichtlich ist, ist eigentlich kein S., sondern eine Verletzung des Andern, welche sich nur der Form des S-es bedient; ist sie unabsichtlich, so dient sie nur der Erheiterung des Scherzenden[143] selbst. So wie der S. ein Element der komischen Poesie ist, so hat ihm, als einer Befreiung von dem regelmäßigen Gange der täglichen Arbeit die Volkssitte in den Saturnalien, den Carnevalsscherzen, bei Kirchweihfesten etc. ein ihm ausdrücklich bestimmtes Gebiet zugestanden. Beispiele scherzhafter Reden enthalten häufig die Anecdotensammlungen; vgl. auch De arte jocandi im 2. Bde. der Deliciae poetarum germanorum; Praxis jocandi, Frankf. 1602.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 143-144.
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