[109] Carl Friedrich Bahrdt, geb. 1741 zu Bischofswerda im Meißnischen Kreise, gestorben zu Halle im Magdeburgischen 1792. Er war zuerst Prediger und Professor der geistlichen Philologie zu Leipzig. Wegen seines bekannt gewordenen Umgangs mit einer gemeinen Dirne mußte er Leipzig verlassen, ward Professor der Philosophie zu Erfurt, ließ sich hier abwesend zu Erlangen die theologische Doctorwürde geben, ward hierauf Professor der Theologie zu Gießen, nach diesem Director des Philantropins zu Marschlins in Graubünten, ferner Generalsuperintendent bei dem Grafen von Leiningen Dachsburg, wo er das Heidesheimer Philantropin errichtete. Von hier aus floh er, weil er die, nach Erscheinung der zweiten Ausgabe seiner neuesten Offenbarungen Gottes, oder der Uebersetzuung des neuen Testaments, von dem Reichshofrathe bei Strafe der Verweisung aus dem Deutschen Reiche ihm auferlegte Widerrufung seiner geäußerten heterodoxen theologischen Meinungen, besonders von der Gottheit Christi, nicht leisten wollte, nach Halle, wo er bald sein Glaubensbekenntniß herausgab. Hier war er eine Zeit lang Privatdocent, kaufte sich endlich außerhalb der Stadt eine angenehme, auf einer Anhöhe liegende und mit einem Weinberge umgebene Wohnung, und gab einen Caffetier und Gastwirth ab. Während seiner Gastwirthschaft verfertigte er ein pasquillantisches Lustspiel, das Religionsedict betitelt, worin er das bekannte königl. Preußische Religionsedict durchzog, und wodurch er sich eine einjährige Gefangenschaft auf der Festung zu Magdeburg zuzog. Unter seinen Schriften verdienen noch sein System der Moraltheologie, sein Handbuch der Moral für den Bürgerstand und, des erregten Aufsehens wegen, sein Ketzeralmanach bemerkt zu werden. Er war ein Mann von außerordentlichen Talenten, der durch seine Schriften eine große Aufklärung in Religionssachen bewirken wollte, aber durch seine allzu große Freimüthigkeit und bisweilen Unbesonnenheit sich viele Feinde machte. Pott hat einen Theil seines Lebens, und er selbst sein Leben in 4 Bänden herausgegeben.