Bahrdt

[180] Bahrdt, 1) Karl Friedrich, Sohn des als Professor der Theologie u. Superintendent zu Leipzig 1775 gest. Joh. Fried. B., geb. 1741 zu Bischofswerda, studirte 1762 in Leipzig u. wurde Katechet u. Professor der biblischen Philologie daselbst. Wegen ausschweifenden Lebenswandels verließ er 1768 Leipzig, wurde Professor der biblischen Alterthümer in Erfurt u. 1771 Prediger u. Professor in Gießen; 1775 wegen Heterodoxie suspendirt, ging er nach Marschlins in Graubündten als Director des Philanthropins, war 1776–77 Generalsuperintendent des Fürsten von Leiningen-Dachsburg zu Dürkheim an der Hard u. errichtete ein Philanthropin zu Heidesheim, das Anfangs. Beifall fand, aber bald seinen Ruf verlor. Nach der Rückkehr von einer Reise nach Holland u. England, die er machte, um neue Zöglinge zu erhalten, ward er 1779 wegen seiner frivolen Übersetzung des N. T. durch einen Reichshofrathsbeschluß seiner Ämter entsetzt. Er wandte sich nun nach Halle; Schriftstellerei u. Vorlesungen verschafften ihm Unterhalt; bald aber legte er auf einem nahen Weinberge eine Gastwirthschaft an. Das dort geführte ärgerliche Leben, so wie sein Lustspiel: das Religionsedict, u. eine von ihm gestiftete, für gefährlich gehaltene Gesellschaft, die Deutsche Union (s.d.), bewirkten eine Untersuchung, Verhaftung u. in Magdeburg ein Jahr Festungsarrest. Entlassen starb er 1792 zu Halle. Schr. u.a.: Briefe über die systematische Theologie, Eisenach 1770–72, 2 Bde.; Wünsche eines frommen Patrioten, Erf. 1770; Neueste Offenbarung Gottes, Riga 1773 f., 4 Thle.; Das N. T. od. Belehrungen Gottes durch Jesus u. seine Apostel, Berl. 1783, 2 Thle.; Kleine Bibel, ebd. 1780; Briefe über die Bibel im Volkston, Wochenschrift, ebd. 1782 f., 6 Thle.; Kirchen- u. Ketzeralmanach, ebd. 1801, 1807; Ausführung des Plans u. Zwecks Jesu, ebd. 1784–93,12 Thle.; Lehrgebäude der Religion, ebd. 1787, 2 Thle.; System der moralischen Religion, ebd. 1791, 3 Thle. Er ist auch Übersetzer des Juvenal u. Tacitus. Er beschrieb sein Leben, Berl. 1790, 4 Thle. Gegen ihn ist Kotzebue's Schrift Dr. B. mit der eisernen Stirne gerichtet; 2) Friedrich, Apotheker in Neustrelitz, st. 1847 daselbst. Schr. für die Bühne: Der Weihnachtsabend; Die Lichtensteiner (1830); Die Grabesbraut; Die Templer in Palästina; Ernst u. Scherz, 1829 f., 2 Bde.; Dramatische Dichtungen, 1834; Erinnerungen (Gelegenheitsgedichte), 1840.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 180.
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