[443] Xenien waren bei den Alten, und vorzüglich bei den Griechen, diejenigen Geschenke, welche ein Gastfreund dem andern zum Andenken hinterließ, oder mitgab. Sie waren oft sehr kostbar, und wurden sehr heilig gehalten. Der Römische Satyren-Dichter, Martial, nannte viele seiner kleinen satyrischen Sinngedichte Xenien, weil er sie seinen Freunden weihte und zuschickte; diese Gedichte geißeln vorzüglich bekannte und schlechte Menschen und die Thorheiten seiner Zeit. In unsern Tagen erschienen im Schillerschen [443] Musenalmanach auf 1797 unter dem Namen Xenien eine große Anzahl satyrischer Distichen, die vorzüglich literarische Pedanten und gelehrte Thorheiten, so wie überhaupt die ganze breite geistlose Tendenz jener Zeit mit unübertrefflicher Leichtigkeit und Schärfe geißeln. Sie haben eine Menge Gegenschriften und andere Anfälle erzeugt, ohne daß man ihre Kraft und Schärfe erreicht, geschweige denn übertroffen hätte. Von den gegen und für diese Xenien erschienenen Schriften sind die wichtigsten: Dornenstücke, Mannheim, 97. Ueber die Xeniophoren (d. h. die Verfasser der Xenien) 97. Das wichtigste und beste Buch darüber, so wie überhaupt der Schlüssel dazu sind die literarischen Spießruthen, oder die hochadlichen und berüchtigten Xenien mit erklärenden Anmerkungen ad modum Minelli.