[768] Xenien. Dieser vom Griechischen herkommende Ausdruck bedeutet eigentlich Gastgeschenke, welche Griechen und Römer ihren Gastfreunden und Tischgästen mitzugeben pflegten. Denselben Namen legte der röm. Dichter Martial dem 13. Buche seiner Sinngedichte bei, welches nur solche enthält, die sich lobend oder tadelnd über Gegenstände aussprechen, die zu Gastmählern gehören. Von ihm entlehnten Schiller und Goethe diesen Titel für die im Musenalmanach für 1797 zuerst bekannt gemachten über 400 Distichen, in welchen falsche Richtungen in Literatur, Kunst und Wissenschaft und Modethorheiten damaliger Zeit an sich und in ihren Vertretern auf geistreiche Weise bezeichnet und gerügt, mit Laune lächerlich gemacht, mitunter freilich auch zu herbe und beißend angegriffen wurden, die im Ganzen aber meist gerechtfertigte Urtheile über jene vorübergegangenen Zustände enthalten. Sie machten damals so großes Aufsehen, daß der Musenalmanach in kurzer Zeit drei Auflagen erlebte und die Angegriffenen erhoben einen gewaltigen Lärm dagegen, durch den sie sich aber nur noch mehr bloßstellten. Ein späterer Abdruck der »Xenien« (Danzig 1833) enthält eine Geschichte und Erläuterungen derselben. Goethe hat später dem dritten und vierten Bande seiner Gedichte eine Reihe epigrammatischer Dichtungen vom mannichfachsten Inhalte mit der Bezeichnung »Zahme Xenien« beigefügt.