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Der Graf Stanislas von Clermont-Tonnerre

[228] Der Graf Stanislas von Clermont-Tonnerre war der Enkel eines bekannten Marschalls gleiches Namens, und spielte im Jahre 1789 eine bedeutende Rolle in der Nationalversammlung. Er besaß zwar nicht die tiefsten Kenntnisse in Staatssachen; aber die Gabe einer eindringenden Beredsamkeit, die er sich zu eigen gemacht hatte, verschaffte ihm viele Bewunderer. Das Volk liebte ihn außerordentlich, jedoch nur auf kurze Zeit, denn er gehörte zu der Parthei des Mounier und Lally Tolendal, und diese wurde unter allen am frühzeitigsten verhaßt. Nachher schlug sich Clermont-Tonnere zu den Royalisten, fand aber auch bei diesen keine gute Aufnahme. Sein Ansehen in der Nationalversammlung sank täglich tiefer; er fühlte es bitter, wie unbedeutend sein Einfluß war, und versuchte, um ihn wieder herzustellen, das letzte Mittel, er wurde eifriger Feuillant. Aber auch damit mißglückte es ihm: das Volk hielt ihn nun geradezu für einen Verräther, und am 10. August 1792 ermordete ihn ein Trupp Meuchelmörder in der Nähe von Paris. Sein Charakter soll ohne Grundsätze, und sein [228] häusliches Leben sehr unmoralisch gewesen sein. Allein er verstand die Kunst, Tugenden zu heucheln, die er nicht besaß, und verschaffte sich dadurch, wenigstens auf einige Zeit, den Ruhm eines rechtschaffenen Mannes.