[191] Clermont (spr. klärmóng, lat. Clarus mons oder Clarimontium), Name mehrerer Städte in Frankreich. 1) (C. -en- Beauvaisis oder C.-de-l'Oise) Arrondissementshauptstadt im Depart. Oise, 118 m ü. M., auf einer Anhöhe über der Brèche, Knotenpunkt an der Nordbahn, hat eine Kirche und ein Stadthaus aus dem 14. Jahrh., ein Zuchthaus für weibliche Sträflinge, an Stelle eines Schlosses, von dem noch ein Turm (aus dem 14. Jahrh.) erhalten ist, ein Irrenhaus (samt Filialen für 1400 Kranke), ein Collège, eine Bibliothek und (1901) 5723 Einw., die Filz- und Korsettfabrikation sowie Mastvieh- und Pferdehandel treiben. C., Geburtsort Philipps des Schönen, war seit 1054 Sitz der Grafen von C., fiel aber 1218 an die französische Krone. Ludwig IX. übertrug die Grafschaft C. seinem Sohn Robert; später kam sie an das Haus Condé.
2) (C.-Ferrand) Hauptstadt des franz. Depart. Puy-de-Dôme, 407 m ü. M., auf einem Hügel in einer weiten, von Gebirgszügen umkränzten und vom Puy de Dôme beherrschten Ebene, Knotenpunkt an der Lyoner- und der Orléansbahn, hat meist enge, krumme und abschüssige Straßen. Unter den vorwiegend aus dunkler Lava aufgeführten Gebäuden sind die gotische Kathedrale, die 1248 begonnen und erst im 19. Jahrh. durch Ausbau der Westfassade und der zwei 108 m hohen Türme vollendet wurde (alte Glasmalereien), sowie die schöne, 1834 restaurierte Kirche Notre-Dame du Port (aus dem 11. Jahrh., im romanischen Stil), das Präfekturgebäude (ehemaliges Kloster von 1250), das neue Fakultätsgebäude und das moderne Rathaus (zugleich Gerichtsgebäude) namhaft zu machen. C. besitzt Denkmäler von Desaix und Pascal und eine schöne Fontaine (von 1515). Die Stadt zählt (1901) 47,943 (als Gemeinde 52,933) Einw., die besonders Teigwaren, kandierte Früchte, Kaffeesurrogate, Kerzen, chemische Produkte, Seilerwaren, Hüte, Maschinen etc. erzeugen und bedeutenden Handel mit Getreide, Wein, Hanf, Obst, Vieh, Butter, Käse, Holz und Leder betreiben. In C. sind mehrere Mineralquellen mit Badeetablissements, darunter der stark inkrustierende Eisensäuerling St.-Allyre (18°). Die Stadt, der Geburtsort Gregors von Tours und Pascals, ist Sitz des 13. Korpskommandos, des Präfekten, eines Bischofs und eines Handelsgerichts. Zu den wissenschaftlichen Einrichtungen gehören Fakultäten für Naturwissenschaften und Literatur, eine medizinische Schule, ein Lyzeum, eine Normalschule für Lehrer und Lehrerinnen, mehrere Fachschulen, ein theologisches Seminar, eine Bibliothek (50,000 Bände), ein Kunst-, ein Altertums-, ein naturhistorisches und ein Handelsmuseum, ein botanischer Garten, eine Akademie der Wissenschaften und Künste; ferner hat C. eine Bankfiliale, eine Börse etc. C. besteht aus zwei Teilen, deren einen das nordöstlich gelegene Montferrand mit einer Kirche aus dem 14. Jahrh. bildet. Zwischen beiden liegt das militärische Viertel mit ausgedehnten Kasernen. C. war eine alte Stadt im Lande der Arverner, die den Namen Nemossus (Nemetum, d. h. Heiligtum) führte, bei den Römern aber Augustonemetum hieß. Ihren heutigen Namen hat sie nach einem Schloß, Clarus mons, der damaligen Zeit. 253 bekehrte St. Austramonius die Einwohner der Stadt zum Christentum und wurde der erste Inhaber des hier errichteten Bistums, 761 wurde die Stadt von den Franken unter Pippin, 976 durch die Normannen zerstört. Im Mittelalter wurden hier sieben Kirchenversammlungen gehalten, darunter das merkwürdige große Konzil von C. von 1095, wo Papst Urban II. den ersten Kreuzzug beschließen ließ. Später wurde C. Hauptstadt der Auvergne und von Katharina von Medici als Gräfin von Auvergne wieder genommen. Ludwig XIII. verband 1633 C. mit Montferrand und nannte die Stadt C.-Ferrand. Vgl. Tardieu, Histoire de la ville de C.-Ferrand (1873, 2 Bde.).
3) (C.-Hérault oder C.-de-Lodève) Stadt im franz. Depart. Hérault, Arrond. Lodève, an der Südbahn,[191] hat Schloßruinen, eine gotische Kirche (St.-Paul), ein Collège, ein Handelsgericht, eine Gewerbekammer und (1901) 5004 Einw., die besonders Militärtuch, Papier und Leder fabrizieren, auch Handel mit Getreide, Wein u. a. treiben. 4) (C. -en- Argonne) Stadt im franz. Depart. Maas, Arrond. Verdun, 295 m ü. M., am Abhang einer Höhe über der Aire, Knotenpunkt an der Ostbahn, nahe dem Argonnerwald, hat Phosphatbrüche, Ziegelbrennerei und (1901) 997 Einw. C. war vormals die feste Hauptstadt der alten Grafschaft Clermontais, die 1564 der Bischof von Verdun an Karl II. von Lothringen, dieser aber 1641 an Ludwig XIII. abtrat. Ludwig XIV. ließ die Festungswerke schleifen und verlieh die Grafschaft dem Prinzen Condé.