Äsop

[132] Äsop, der älteste griech. Fabeldichter, lebte wahrscheinlich um die Mitte des 6. Jahrh. v. Chr., stammte muthmaßlich aus Phrygien, soll häßlich und bucklich gewesen sein, als Sklave bei verschiedenen Herren, dann auch am Hofe des Königs Krösus von Lydien gelebt haben und von den Priestern zu Delphi, die sich von ihm beleidigt glaubten, getödtet worden sein. Er ist jedoch keineswegs der Erfinder der sogenannten äsopischen Fabel, da diese bildliche Darstellungsweise, um moralische Wahrheiten den Gemüthern zu versinnlichen, weit über das Zeitalter des Ä. hinausreicht und kann blos insofern der Vater dieser Dichtungsart genannt werden, als er dieselbe weiter ausbildete. Andere waren gar der Meinung, daß nie ein Ä. gelebt habe und daß dieser Name erst durch die äsopische Fabel veranlaßt worden sei. Sollte man aber hierin auch zu weit gegangen sein, so scheint doch soviel gewiß, daß Ä. keine seiner Fabeln aufgezeichnet hat und daß sie sich ihrem Inhalte nach blos durch mündliche Überlieferung erhalten haben. Ein großer Freund der äsopischen Fabeln war insbesondere Luther, der auch 16 derselben ins Deutsche übersetzte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 132.
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