Alemannen

[44] Alemannen hieß ein mächtiger Völkerbund suevischer Stämme am Oberrhein und Neckar und in einem Theile der Schweiz, der sich um die Mitte des 3. Jahrh. n. Chr. durch wiederholte Angriffe dem röm. Reiche furchtbar machte. Im I. 265 fielen sie in Helvetien, Rhätien und Italien ein; doch gelang es dem Kaiser Aurelian, sie 271 aus dem röm. Reiche zu verdrängen. Nach seiner Ermordung eroberten sie im Verein mit den Franken die meisten Städte Galliens. Obschon mehrmals zurückgedrängt, hatten sie sich doch um die Mitte des 4. Jahrh. im ganzen südl. Gallien ausgebreitet. Durch Hülfe der Franken wurden sie aber im I. 356 von Julian, dem Feldherrn des Kaisers Konstantius, in der Schlacht bei Strasburg, wo sieben ihrer Fürsten mit ihren Gefolgen fochten, besiegt und aus Gallien verdrängt. Später, zur Zeit der Völkerwanderung, durchzogen sie wieder Helvetien bis an die Aar und setzten sich in der letzten Hälfte des 5. Jahrh. auf dem linken Ufer des Rheins fest. Als sie mit den Franken in Streit geriethen, wurden sie 496 bei Zülpich von Clodwig, dem Gründer der fränk. Monarchie, geschlagen und erkannten seit dieser Zeit die Oberherrschaft der Franken an. Durch Columban wurden sie zu Anfange des 7. Jahrh., obwol langsam und mit Widerstreben, zum Christenthum bekehrt, doch viel später erst gaben sie ihr Hirtenleben auf und singen an Ackerbau zu treiben. Von dem Grundcharakter der Alemannen, einem hohen Sinne für freies und unabhängiges Leben und Einfachheit mit Thatkraft gepaart, hat sich im Volke der Schwaben und Schweizer noch Vieles erhalten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 44.
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