Alemannen

[289] Alemannen (Alemanni, besser Alamanni), eine Vereinigung germanischer Stämme und Stammessplitter, vertrieben die Römer aus ihren Besitzungen am obern Rhein und an der obern Donau. 213 erfocht Kaiser Caracalla über sie am Oberrhein einen Sieg; 234, unter dem Kaiser Alexander Severus, fielen sie von neuem in das Zehntland ein und wurden erst 236 von Maximinus über die Grenze zurückgetrieben. Aber schon 253 überschritten sie, 300,000 Mann stark, den Rhein, zogen plündernd durch Gallien und über die Alpen und drangen bis Mailand vor. Kaiser Gallienus trieb sie zurück, konnte aber die Ansiedelung alemannischer Scharen am Oberrhein nicht hindern. 270 brachen sie, mit Markomannen vereint, abermals in Italien ein, schlugen den Kaiser Aurelianus bei Mailand und Piacenza, wurden aber schließlich 271 bei Fano und Pavia besiegt. Probus jagte sie 275 über die Schwäbische Alb und den Neckar zurück und suchte die Grenze durch Lager und feste Werke (276) zu sichern; aber gleich nach seinem Tode (282) fiel 283 das Land diesseit des Rheins, der nunmehr Grenze ward, und westlich von der Iller wieder in die Hände der A. Constantius errang über die A. zwei Siege bei Langres und Vindonissa. Selbst des Julianus großer Sieg bei Straßburg (357) hatte ebensowenig die erwarteten dauernden Folgen wie die Siege der Kaiser Valentinian (368 bei Solicinium im Schwarzwald) und Gratian (378 bei Argentaria in der Nähe von Kolmar). Seit der Mitte des 5. Jahrh. waren die A. im Besitz des Maingebiets, Schwabens, der Schweiz und des Elsaß. Als sie nördlich in das Land der ripuarischen Franken eindringen wollten, besiegte sie der Frankenkönig Chlodwig 496 im obern Elsaß, entriß ihnen das Maingebiet und unterwarf sie der fränkischen Oberhoheit. Ein Teil der A. floh und erhielt von dem Ostgotenkönig Theoderich Wohnsitze in Rätien, von wo aus sie 553 einen verheerenden[289] Einfall in Italien machten. Beim Verfall der Dynastie der Karolinger entstand ein Herzogtum Alemannien, das, von Burkhard gestiftet, im 10. und 11. Jahrh. bedeutend war, aber 1096 unter die Häuser Staufen und Zähringen geteilt wurde. Die Zähringer erhielten Thurgau, Zürichgau, Aargau und Burgund, die Staufer das eigentliche Schwabenland oder den ostrheinischen Teil Alemanniens. Letzteres hieß seitdem allein Alemannien, später Schwaben. Vgl. Stälin, Wirtembergische Geschichte, Bd. 1 (Stuttg. 1841); Haas, Urzustände Alemanniens (Erlang. 1865); Holländer, Kriege der A. mit den Römern (Straßb. 1874); Dahn, Germanische Studien (Berl. 1884); Bacmeister, Alemannische Wanderungen (Stuttg. 1867); v. Schubert, Die Unterwerfung der A. unter die Franken (Straßb. 1884); Birlinger, Rechtsrheinisches Alamannien (Stuttg. 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 289-290.
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