Aspasia

[132] Aspasĭa, eine der schönsten, geistvollsten, gebildetsten und einflußreichsten Frauen des alten Griechenlands, war zu Milet in Kleinasien geboren und kam noch vor dem Ausbruche des peloponnes Krieges nach Athen. Hier erscheint sie sogleich in hohem Ansehn, als die Freundin des Perikles, des ersten Mannes der Republik, von den gebildetsten Männern umgeben, die ihren Umgang und Unterricht suchten und selbst von Sokrates aufgesucht, der nicht sowol durch ihre Schönheit, wie durch die Anmuth ihrer Unterhaltung angezogen, ihr leidenschaftlich huldigte. Ihr zu Liebe verstieß Perikles später seine Gattin und opferte der Bereicherung ihres Hauses, welches der Sammelplatz aller Gebildeten ward, den größten Theil seines Vermögens. Auch gewann sie sehr bald großen Einfluß auf den Staat, sodaß durch sie der Krieg der Athenienser gegen Milet und der peloponnes Krieg veranlaßt worden sein soll. Dies Alles, noch mehr aber der Umstand, daß in Athen alle daselbst nicht einheimische Frauen als Hetären oder Buhlerinnen geächtet waren, erregte über sie viele falsche Gerüchte. Nach des Perikles Tode verband sie sich mit Lysikles, einem Manne von geringer Abkunft und ohne Namen, der aber durch sie bald hohes Ansehn erlangte.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 132.
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