Automat

[159] Autŏmat nennt man ein mechanisches Kunstwerk, welches durch eine im Innern desselben verborgen wirkende Kraft, ohne alle Einwirkung von Außen, die Bewegungen eines lebenden Wesens nachahmt. Ein Automat, welches eine menschliche Figur darstellt, heißt noch insbesondere Androide. Die bewegende Kraft der Automate, die nur einen kleinen Raum einnehmen darf, ist gewöhnlich eine Stahlfeder; seltener werden Gewichte, Sand, Wasser oder Quecksilber angewandt. Schon im hohen Alterthume gab es Kunstwerke dieser Art, zu deren Verfertigung der Wunsch, das Leben auf eine täuschende Weise nachzuahmen, die erste Veranlassung gegeben haben mag. So soll schon im 5. Jahrh. v. Chr. Archytas von Tarent hölzerne fliegende Tauben verfertigt haben. Auch bei den Römern werden mehre solche Kunstwerke erwähnt. Im Mittelalter sollen Robert Grotest, Bischof von Lincoln, und Roger Bacon im 13. Jahrh. eherne Köpfe verfertigt haben, welche redeten, und Albertus Magnus soll ein Automat aufgestellt haben, welches un Zimmer herumging und Eintretende grüßte. Doch alle diese Überlieferungen sind wenig verbürgt. Im 15. Jahrh. traten Caspar Schott und Athanasius Kircher mit tanzenden und andern künstlichen Automaten auf. Im 16. und 17. [159] Jahrh. verfertigte man mancherlei Automate, namentlich Langenbucher eine selbst rudernde Galeere, und Schlottheim ein Orgelwerk, welches 2000 Takte spielte. Im 18. Jahrh. machte unter andern derartigen Kunstwerken besonders der Flötenspieler des franz. Mechanikers Vaucanson vieles Aufsehen. Nicht minder berühmt ist dessen schwimmende und Nahrung suchende und verschluckende Ente, sowie die vom Schweizer Maillardot verfertigte weibliche Figur, welche am Pianoforte 18 Stücke spielte und zwar unter allen dabei natürlichen Bewegungen. Auch Siegmeier's Flötenspieler und Mälzel's Trompeter fanden vielen Beifall. In neuerer Zeit übertreffen die Leistungen der Schweizer Droz und Frizard Alles, was früher in dieser Gattung geleistet ward. Unter andern lieferten die Erstern einen Kanarienvogel, der mehre Melodien singt, die er, nach den Bewegungen der Kehle und des Körpers zu schließen, nicht ohne Anstrengung hervorzubringen scheint; dann einen auf seiner Hirtenflöte spielenden Schäfer, neben ihm ein weidendes Schaf und einen Hund, der einen Korb mit Früchten bewacht und sobald man eine Frucht hinwegnimmt, so lange bellt, bis man sie wieder hingelegt hat. Kempelen's Sprach- und Schachmaschinen sind deshalb nicht zu den Automaten zu rechnen, weil dabei die Mitwirkung eines Menschen erfodert wird.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 159-160.
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