[591] Kehle wird die am unteren und vorderen Theile des Halses, unmittelbar über dem obern Ende des Brustbeines befindliche Vertiefung genannt, Kehlkopf ein hohles, aus mehren beweglich untereinander verbundenen Knorpeln, Bändern, Muskeln und Haut bestehendes, am obern und vordern Theile des Halses, über der Luftröhre, unter dem Zungenbeine und der Wurzel der Zunge gelegenes Organ von der Gestalt eines abgestumpften Kegels, dessen Grundfläche nach oben, dessen Spitze nach unten gekehrt ist. Dieses Organ dient der atmosphärischen Luft sowol bei ihrem Eintritte in die Langen als bei ihrem Austritte aus denselben zum Durchgange und ist das Hauptorgan der Stimme, welche hauptsächlich bei dem Ausathmen entsteht. (S. Stimme.) Die Knorpel, welche dasselbe im Wesentlichen zusammensetzen, haben eine verschiedene Gestalt und je nach dieser besondere Namen; sie sind: der Schildknorpel, welcher bei Männern einen spitzen, bei Weibern einen stumpfen Winkel nach vorn, bei erstern einen unter der Benennung Adamsapfel bekannten Vorsprung bildet; ferner der Ringknorpel, die Gießkannen- und rundlichen Knorpel, zwischen denen sich die Stimmritze befindet, und der Kehldeckel, der seinen Namen von seiner Lage, und hauptsächlich die Bestimmung hat, vor dem Eindringen fremdartiger Dinge zu schützen, was um so nothwendiger ist, als die Schleimhaut, welche den Kehlkopf auskleidet, eine außerordentliche Empfindlichkeit besitzt, sodaß sie durch den kleinsten fremden Körper, der sie berührt, in einen Zustand heftiger Reizung versetzt wird. Der Kehlkopf gehört zu denjenigen Organen des Körpers, welche erst mit dem Eintritte der Mannbarkeit zu ihrer vollständigen [591] Entwickelung gelangen, und erreicht bei dem männlichen Geschlecht eine weit beträchtlichere Größe als bei dem weiblichen; nur bei Castraten bleibt er so klein wie bei Frauen. Blos Thiere, welche durch Lungen athmen, besitzen einen Kehlkopf. Der Kehlkopf ist nicht selten der Sitz von Krankheiten, die zuweilen einen sehr bedenklichen Charakter haben. Zu den gefährlichsten Ubeln der Art gehört die Kehlkopfsschwindsucht, die häufig mit Lungenschwindsucht vergesellschaftet ist oder in diese übergeht. Diese Krankheit, welche örtlich in Vereiterung der den Kehlkopf auskleidenden Schleimhaut besteht, entwickelt sich (oft unter Begünstigung einer ererbten Anlage) aus vernachlässigten Katarrhen, meist nur sehr langsam und unmerklich, kann Jahre lang dauern, endet aber fast immer tödtlich. Die Kranken werden leicht heiser, besonders nach längere Zeit fortgesetztem Reden, Singen, Lachen u.s.w., klagen über eine Empfindung von Druck, Kitzel, Brennen, Rauh- oder Wundsein im Kehlkopf, mit von Zeit zu Zeit durch denselben hindurchfahrenden Stichen und einige Behinderung des Schlingens, Hüsteln, besonders in den Morgenstunden, wobei sie entweder Nichts, oder einige schleimige oder eiterige, zuweilen mit Blutstreifen vermischte Klümpchen auswerfen, leiden an einem höhern oder geringern Grade von Kurzathmigkeit, fangen endlich an zu fiebern, zehren ab und sterben, nachdem ihnen höchst erschöpfende Schweiße und Durchfälle die letzten Kräfte geraubt haben. Diese Krankheit befällt fast nie Kinder und sehr alte Personen, sondern meistens nur junge Leute und solche, die im mittlern Lebensalter stehen, läßt nur dann einen günstigen Ausgang hoffen, wenn sie bei Zeiten, d.h. in ihrem Entstehen, zur Behandlung kommt, und ist überhaupt leichter zu verhüten als zu heilen.