[369] Cambridge, Hauptort der gleichnamigen Grafschaft und zweite Universitätsstadt von England, liegt 12 M. nördl. von London an beiden Ufern des Flüßchens Cam und hat 20,060 Einw.
Die Stadt ist sehr alt, hat aber ein freundliches Ansehen und ist in der neuesten Zeit mannichfach verschönert worden; jährlich werden zwei wichtige Märkte daselbst gehalten, auch wird in der Umgegend viel Safran gebaut, die Hauptnahrungsquelle der Stadt ist jedoch die Universität, deren Anfang von Mehren ins 7. Jahrh. verlegt wird, von der es aber erst aus dem 13. Jahrh. zuverlässige Nachrichten gibt. Sie besitzt 17 Hauptgebäude, welche mittels der dazu gehörenden Gärten in Verbindung stehen und von denen 13 Collegien und 4 Hallen genannt werden, von welchen das älteste 1259, das neueste 1800 gestiftet worden ist. Jedes derselben hat seine eigenthümlichen Einrichtungen, enthält Wohnungen für eine bestimmte Anzahl Studirender und ihre Lehrer, eine Kapelle, einen Speisesaal, allein alle stehen unter dem von sämmtlichen Doctoren und Magistern der Universität gebildeten Senate. Übrigens haben die engl. Universitäten wenig Ähnlichkeit mit den deutschen; so werden z.B. die Studirenden, deren C. zwischen 4–5000 zählt, zuerst mehre Jahre hauptsächlich in den alten Sprachen, in der Mathematik und Geschichte unterrichtet, bevor sie eine kurze Zeit Vorlesungen über die sogenannten Facultätswissenschaften hören. Bei der Universität befinden sich zwei Bibliotheken, das ihr 1806 vermachte Fitzwilliam-Museum [369] mit einer Gemälde- und Kupferstichsammlung, ein botanischer Garten, eine Sternwarte, wo eine kupferne Himmelskugel aufgestellt ist, welche 18 F. im Durchmesser hat und 30 Personen aufnehmen kann. Als eines der kunstreichsten gothischen Baudenkmale in England ist die umstehend abgebildete, von König Heinrich VI. (1422–63) erbaute Königskirche merkwürdig, welche 291 F. lang ist und deren Gewölbe von keinen Säulen getragen wird.