Sternwarte

[293] Sternwarte oder (lat.) Observatorium nennt man ein Gebäude, welches dazu eingerichtet und mit Instrumenten versehen ist, um von ihm aus astronomische Beobachtungen anzustellen. Die berühmtesten Sternwarten sind die zu Paris, welche 1664–72 unter Ludwig XIV. eingerichtet wurde, die zu Greenwich, welche unter Karl II. 1672 hergestellt ward, und die zu Palermo, die Piazzi 1789 gründete. Außerdem gibt es Sternwarten zu Amsterdam, Batavia, Berlin, [293] Bologna, Breslau, Cambridge, auf dem Cap der guten Hoffnung, zu Dorpat, Dublin, Edinburg, Erlau, Florenz, Genua, bei Gotha auf dem Seeberge, Göttingen, Hamburg, Karlsburg, Königsberg, Kopenhagen, Kremsmünster, Leipzig, Leyden, Lilienthal bei Bremen, Lissabon, Mailand, Manheim, Marseille, Moskau, München, Neapel, Nikolajeff, Ofen, Oxford, Padua, Paramatta auf Neusüdwales, Peking (auf Betrieb der Jesuiten am Ende des 17. Jahrh. errichtet), Petersburg, Pisa, Plymouth, Portsmouth, Prag, Rom, Slough, Stockholm, Toulouse, Upsala, Wien und an andern Orten. Gewöhnlich ist es ein ziemlich hohes Gebäude, welches zur Sternwarte eingerichtet wird, doch darf dasselbe nicht allzu hoch und muß hinlänglich fest gebaut sein, weil es sonst zu leicht Schwankungen und Erschütterungen ausgesetzt ist, welche für die Beobachtungen höchst nachtheilig sind. Eine gute Sternwarte muß ferner so angelegt sein, daß sie einen unbeschränkten Gesichtskreis darbietet, und daß sie von dem Rauch und Dunst der Gebäude, von dem Staub der Straßen, von dem Gerassel der Wagen, welche das Gebäude erschüttern, nicht benachtheiligt wird. Sternwarten sollten daher nie in der unmittelbaren Nähe von Städten errichtet werden. Meridiankreise, verschiedene Arten von Fernröhren und ausgezeichnete Uhren sind die wichtigsten Instrumente, mit welchen eine Sternwarte ausgerüstet sein muß.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 293-294.
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