Chinarinde

[415] Chinarinde (die), auch Fieberrinde, ein bekanntes unentbehrliches Heilmittel, welches von einigen amerik. Bäumen stammt, und schon in den ältesten Zeiten in Amerika gegen Fieber, vorzüglich gegen Wechselfieber, angewendet ward, lernten die Europäer erst seit 1638 kennen, in welchem Jahre die Gräfin von Cinchon, Gemahlin des Vicekönigs von Peru, dadurch vom Fieber geheilt wurde. Durch sie kam die Chinarinde nach Spanien, wo das daraus bereitete Pulver »Pulver der Gräfin«, und als später die Jesuiten es als ein Geheimmittel ziemlich theuer verkauften, Jesuitenpulver genannt ward. Den Baum, von welchen diese Rinde gesammelt wird, lernte man erst 100 Jahr nachher durch den franz. Reisenden de la Condamine genauer kennen, daher die Art dieser, jener Gräfin zu Ehren Cinchona genannten Pflanzengattung, welche die vorzüglichste Rinde liefert, Cinchona Condaminea genannt worden ist. Es wächst dieser Baum auf den Cordilleras bei Loxa und Uritusinga und in einigen andern Gegenden Perus auf einer Höhe von 900–1200 F. über der Meeresfläche, wird etwa 18 F. hoch, hat einen schönen Wipfel und trägt blaßröthlich-weiße, röhrige, am Saume fünftheilige Blüten. Außer dieser kennt man noch 16 Arten, welche alle in Peru und Columbien einheimisch sind, und es soll deren noch mehre geben. Etwa von acht derselben wird Chinarinde gesammelt, denn nur die der Cinchonarten enthält den gegen Fieber so [415] außerordentlich wirksamen Heilstoff und die übrigen sogenannten Chinarinden wirken nur wie andere bittere und zusammenziehende Mittel. Von den echten werden drei Sorten, die gelbe, rothe und braune, allgemein gebraucht, und ihre fiebervertreibende Wirkung beruht hauptsächlich auf den darin enthaltenen eigenthümlichen Alkaloiden, von dem das aus der gelben Rinde bereitete Chinin, das aus der andern Cinchonin genannt wird, und die jetzt häufig anstatt der pulverisirten Rinde, den Abkochungen und Aufgüssen derselben verordnet werden. Der Name Chinarinde ist übrigens aus quinaquina, d.h. Rinde aller Rinden, entstanden, wie sie von den Eingebornen in Amerika bezeichnet wird.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 415-416.
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