[454] Peru (die Republik), genauer Niederpern in Südamerika, liegt ganz in der heißen Zone, wird südl. von Oberperu oder Bolivia, östl. von Brasilien, nördl. von Colombia, westl. in einer Ausdehnung von 500 Seemeilen vom stillen Ocean begrenzt, und enthält etwa 30,000 ! M. mit 2 Mill. Einw., unter denen sich ungefähr 140,000 Weiße von span. Abkunft und noch einige hunderttausend heidnische und unabhängige Indianer befinden; die übrige Bevölkerung besteht aus bekehrten Indianern, Mestizen, Mulatten und Negern. Von dem Reiche Peru, welches 1526 Francisco Pizarro (s.d.) für Spanien hier entdeckte und einige Jahre später eroberte, ist der heutige Freistaat nur ein Theil und der Name selbst kam erst durch die Spanier auf. Die frühern Bewohner nannten es Tahuantinsuyu und die Beherrscher desselben hießen Inkas, als Stifter ihres Reiches aber nennt die Sage ein himmlisches Paar, Manko Kapak und seine Schwester Oello, welche von der Sonne herabstiegen, der rohen Bevölkerung den Acker bauen, Gewerbe und allerlei nützliche Künste, sowie die Verehrung der Sonne lehrten. Auch sind Trümmer ansehnlicher Städte, von Kunststraßen und Kanälen Beweise, daß die Peruaner schon vor Ankunft der Spanier einen höhern Grad von Bildung erlangt hatten. Gleichwol gelang die Eroberung des Reiches der Inkas, von denen bei Pizarro's Ankunft der zwölfte regierte, einem kleinen Haufen europ. Abenteurer, und der letzte Inka, welcher sich im Gebirge gehalten hatte, wurde 1572 mit einer Menge in span. Gefangenschaft gerathener Abkömmlinge der Herrscherfamilie, zu Lima enthauptet. Später kam zwar die span. Verwaltung dieser Länder von der anfänglich überaus grausamen Behandlung der Eingeborenen zurück und namentlich im Vicekönigthum P. ward das Ansehen der königl. Regierung am längsten aufrecht erhalten, allein ohne Bedrückungen ging es doch auch nicht ab. Eine Folge davon war unter Anderm 1780 ein Aufstand der Indianer, der auf Vertilgung aller Spanier und Mestizen angelegt war und nur mit großer Mühe unterdrückt wurde. Dem Beispiele von Buenos Ayres und Chile, welche seit 1810 den Kampf wider die span. Oberherrschaft begonnen hatten, folgte P. aber erst seit 1820, wo der Befreier von Chile, General San-Martin, geb. 1772 zu Buenos Ayres, mit 5000 M. und von einigen chilesischen Kriegsschiffen unter Anführung des engl. Admirals Alex. Thom. Cochrane, geb. 1775, nachherigen Grafen von Dundonald und auch im griech. Befreiungskriege thätig, nach P. kam, die Hauptstadt Lima im Jul. 1821 einnahm und die Unabhängigkeitserklärung herbeiführte. Die Spanier behaupteten sich jedoch fortwährend im Lande und wurden erst durch Bolivar's (s.d.) Beistand und nach der 1826 erfolgten Übergabe der bis dahin belagerten Festung Callao gezwungen, P. ganz zu räumen. Bolivar gab nun der neuen Republik eine Verfassung und ward zum Präsidenten ernannt, welche Würde er später dem im Unabhängigkeitskriege P.'s mit Auszeichnung thätig gewesenen General Gamarra bestimmte. Allein 1828 schon ward eine neue Verfassung eingeführt, welche dem Präsidenten einen Generalcongreß in zwei Kammern zur Seite stellte, der die von den besondern Congressen der Provinzen, wo sie gesetzgebende Gewalt haben, gefaßten Beschlüsse bestätigen muß und die allgemeinen Landesangelegenheiten wahrnehmen soll. Die Ruhe war dadurch aber keineswegs gesichert, sondern in einer Reihenfolge von Bürgerkriegen machten sich die Generale Obregoso, Bermudez, Gamarra und Salaverri die Präsidentschaft streitig. Obregoso hatte endlich den Präsidenten von Bolivia, General Santa-Cruz, zur Einmischung in die peruan. Angelegenheiten bewogen, der auch Alle aus dem Felde schlug und den gefangenen Salaverri 1830 erschießen ließ. Er hatte jedoch von Anfang seinen Beistand an die Bedingung geknüpft, daß zwischen P. und Bolivia ein Bundesverhältniß hergestellt werde, wozu 1836 von den vier südl. Provinzen P.'s, welche sich zu einem Staate Südperu vereinigten, der erste Schritt geschah. Die nördl. Provinzen erklärten sich nun zu einem Staate Nordperu und im Mai 1837 machte ein zu Tarma versammelter Congreß Oberperu oder Bolivia, Süd- und Nordperu zu einem Bundesstaate, zu dessen Protector General Santa-Cruz auf zehn Jahre berufen wurde. Im nämlichen Jahre begann ein Krieg mit Chile, der noch fortdauert, im Sept. 1838 aber erklärte Obregoso, noch ist nicht bekannt, mit welchem Erfolge, Nordperu für einen allein bestehenden, unabhängigen Staat.
Das Gebiet des hier vereinigt betrachteten Nord-und Südperu zerfällt von Natur in drei, von W. nach O. hintereinander liegende Bezirke, von denen der nur 10–15 M. breite, sandige Landstrich am stillen Meere im N. die sogenannte Wüste von Sechura bildet, auch übrigens nur in den Thalöffnungen fruchtbar ist, durch welche von den Cordilleras herabkommende Gewässer dem Meere zufließen. Es herrscht hier drückende Hitze und trotz des meist trüben Himmels ist Regen eine fast unbekannte Erscheinung, der aber durch die vom Jul. bis Dec. anhaltend herrschenden Nebel ersetzt wird. Östl. dieser Küstenlandschaft ziehen sich in zwei ziemlich parallelen Ketten die Cordilleras de los Andes (s.d.) hin und bilden mit ihren Alpenthälern den mittlern, schlechthin die Sierra (Gebirge) genannten Theil von P., wo in einer Höhe von 8–9000 F. über dem Meere ein mildes, gesundes Klima herrscht und der überhaupt am meisten bevölkert und angebaut ist. Die höchsten Gipfel des Gebirges liegen südl. in der Nähe des 12000 F. über das Meer erhabenen, 250 ! M. großen Titicacasees, durch den die Grenze gegen Bolivia geht, auch befinden sich im südl. Theile des Gebirges eine große Zahl noch thätiger Vulkane und Erdbeben sind daher in P. nicht selten. Gegen O. fällt das Gebirge in unermeßliche, von vielen wasserreichen Flüssen befruchtete, wald- und grasreiche Hochebenen (Pampas) ab, wird aber meist blos von wilden Indianern bewohnt, zu deren Bekehrung einige Missionen bestehen. Hier[454] strömt im N. der Maranhon (s.d.) und nimmt den Ucayate und Hyavary mit ihren großen Nebenflüssen auf. Die Verbindung zwischen diesen drei Theilen von P. ist aber noch immer sehr beschwerlich und Waaren können nur mit Maulthieren oder nach der ältern Weise mit Lamas über die zum Theil mehr als 13,000 F. hoch liegenden Gebirgspässe gebracht werden. Unter den Landesproducten stehen die edeln Metalle voran, deren Überfluß in P. sprüchwörtlich geworden ist, doch gehören jetzt die reichsten Gruben zu Bolivia. Gold und Silber sind im Durchschnitt jährlich über 7 Mill. Thaler an Werth gewonnen worden; außerdem werden Platina, Kupfer, Quecksilber, Steinkohlen und viele andere Erzeugnisse des Bergbaues erhalten. Im Übrigen theilt P. die Südamerika im Allgemeinen eignen Producte und als eigenthümlich ist nur die beste Sorte der Chinarinde, die Wolle des Vigognethieres (s.d.), von Hausthieren das hier besonders heimische Lama zu betrachten. Daher enthält auch das erste der drei Felder des vom Congresse 1825 angenommenen Wappens von P. ein Vigognethier und das zweite einen Chinabaum; das dritte stellt ein Füllhorn voll Gold- und Silbermünzen dar.
Das jetzige Nord- und Südperu wurde bisher in die acht Departements Lima, Truxillo, Junin oder Tarma, Ayacucho, Arequipa, Cuzco, Puno und die Pampas eingetheilt. Zu den merkwürdigsten Städten und Ortschaften des Landes gehören: Lima mit 70,000 Einw., früher Hauptstadt des ganzen und jetzt des nördl. P., drei Stunden vom Meere am Flusse Rimac, mit rechtwinklich sich durchkreuzenden und meist von kleinen Kanälen bewässerten Straßen, einem schönen Marktplatze, der mit einem Springbrunnen verziert ist und an dem der Palast des Erzbischofs, des ehemaligen span. Vicekönigs, mehre Kirchen, das Rathhaus und andere öffentliche Gebäude liegen. Der ehemalige Inquisitionsplatz heißt jetzt Unabhängigkeitsplatz und ist vom Versammlungshause des Congresses und dem verödeten Inquisitionsgebäude eingefaßt. Alle größern Gebäude sind der häufigen Erdbeben halber nur unten von Stein, oberhalb aber aus Holz gebaut und die Privathäuser meist nur ein Stockwerk hoch, sowie, da es selten regnet, nur mit Leinwand, grobem Tuch, Schilf u. dergl. gedeckt. Im J. 1747 wurden drei Viertel von Lima durch eine Erderschütterung zerstört und auch 1828 hat es durch ein solches Naturereigniß sehr gelitten. Wie früher die Residenz des span. Vicekönigs, so war es später die des Präsidenten der Republik P.; es ist ferner der Sitz der 1553 von Karl V. gestifteten Universität und anderer höherer Unterrichtsanstalten, sowie der wichtigste Handelsplatz, und das sechs Stunden davon entfernte befestigte Callao de Lima mit 3000 Einw. und einem von zwei Inseln gebildeten Hafen, sowie die auch durch ihre Seebäder bekannte kleine Stadt Chorillos, sind seine Häfen. Schöne Spaziergänge befinden sich an beiden Ufern des Flusses. Andere Hafen-und Seeplätze sind Cañete, Huaura, Santa Maria de la Parilla und Huambacho. Truxillo mit 10,000 Einw. an der Mündung des gleichnamigen Flusses ist der Sitz eines Bischofs, einer gelehrten Schule und eines lebhaften Seehandels vermittels des zwei Stunden davon entfernten Hafens Guanchaco. Piura mit 9000 Einw. ist 1531 von Pizarro gegründet worden. Im Gebirge liegen Caxamarca mit 9000 Einw. und benachbarten warmen Quellen, den sogenannten Bädern der Inkas; Pasco in einer Höhe von 11,000 F. über dem Meere; Guamanga mit 26,000 Einw.; Huanca Velica mit 6000 Einw. und einem berühmten Quecksilberbergwerke; Cuzco mit 25,000 Einw., einer Universität und andern höhern Bildungsanstalten, ist der Sitz eines Bischofs und der aufgeklärtesten und betriebsamsten Bevölkerung von P., zugleich als ehemalige Residenz der Inkas und durch viele Denkmale aus jener Zeit merkwürdig. Eine Hauptniederlage europ. und amerik. Waaren ist Arequipa mit 25,000 Einw., 16 M. vom Meere, in einem angenehmen aber häufigen Erdbeben ausgesetzten Thale, wodurch auch 1833 der Hafenplatz Arica im südlichsten Theile von P. fast ganz verwüstet wurde.
Buchempfehlung
Die beiden betuchten Wiener Studenten Theodor und Fritz hegen klare Absichten, als sie mit Mizi und Christine einen Abend bei Kerzenlicht und Klaviermusik inszenieren. »Der Augenblich ist die einzige Ewigkeit, die wir verstehen können, die einzige, die uns gehört.« Das 1895 uraufgeführte Schauspiel ist Schnitzlers erster und größter Bühnenerfolg.
50 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro