Classe

[437] Classe wird nach dem Lateinischen eine Abtheilung, ein größerer Theil eines Ganzen genannt, worin Dinge mit untereinander übereinstimmenden Eigenschaften vereinigt werden. So macht sich z.B. bei Betrachtung der Pflanzen leicht eine große Ähnlichkeit mehrer bemerklich, die dann zusammen eine Art ausmachen; stimmen mehre Arten in gewissen wesentlichen Eigenschaften überein, so bilden sie eine Gattung, mehre ähnliche Gattungen eine Ordnung, mehre Ordnungen endlich eine Classe. In gleicher Weise wird behufs der leichtern Übersicht das ganze Naturreich eingetheilt, und die Anordnung der Dinge nach solchen Grundsätzen heißt Classification und Classificirung. Auf Schulen werden die Schüler nach ihren Fähigkeiten und Leistungen in Classen gesondert und bei Aushebungen zum Kriegsdienst wird die einzuberufende Mannschaft nach dem Alter in sogenannte Altersclassen geschieden. – Classisch und Classiker wurden zuerst diejenigen Bürger des alten Roms genannt, welche zufolge der durch den König Servius Tullius, 578–534 v. Chr., angeordneten Eintheilung des Volkes in sechs Vermögensclassen, in die erste Classe gehörten. Nach Wiederherstellung des Studiums der aus dem Alterthume übrigen Schriftsteller wurden aber beide Ausdrücke auf die griech. und röm. Autoren im Allgemeinen angewandt und man legte ihren gesammten Schriften, im Gegensatze zur neuern oder romantischen, den Namen der classischen Literatur bei, obgleich Vieles nicht als classisch, d.h. durch seine äußere und innere Vollendung in die erste Classe gehörend, betrachtet werden kann. Auch die Schöpfungen der Kunst der Alten werden classisch genannt, und insofern man darunter die innere uns äußere Vollendung und musterhafte Ausführung eines Schrift- oder Kunstwerks versteht, besitzt auch die neuere Zeit ihre classischen Schriftsteller und Künstler.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 437.
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