Cortez

Cortez

[479] Cortez (Fernando), der berühmte Eroberer von Mexico und ein ebenso kluger, tapferer und ausdauernder, als grausamer und hinterlistiger Mann, geb. 1485 in Medellin im span. Estremadura, sollte nach seines Vaters Wunsche in Salamanca studiren, aber sein ungestümer Geist fand keinen Geschmack an den Wissenschaften.

Nachdem C. einige Feldzüge in Italien mitgemacht, segelte er aus Liebe zu Abenteuern nach Amerika, wo damals viele unruhige Köpfe ihr Glück zu machen suchten. Nachdem es ihm hier eine Zeit sang schlecht gegangen war, übergab ihm Velasquez, der span. Statthalter der Insel Cuba, den Befehl von 10 Schiffen mit 600 Mann, 18 Pferden und einigen Kanonen, die er zur Entdeckung neuer Länder ausgerüstet hatte. C. landete am 2. Apr. 1519 im Meerbusen von Mexico, wo das plötzliche Erscheinen der in Eisen gekleideten Fremdlinge, der Donner des Geschützes, der Anblick der Reiter die friedlichen Bewohner so in Furcht setzte, daß die Spanier in die gleichnamige Hauptstadt von Mexico gelangten, ohne Widerstand zu finden, als Freunde empfangen wurden und ein großes steinernes Haus zur Wohnung angewiesen erhielten. Um sich des Reichs zu bemächtigen, nöthigte C. den Kaiser Montezuma, nicht nur seine Wohnung bei den Spaniern aufzuschlagen, sondern auch sich für einen Vasallen des Königs von Spanien zu erklären und diesem einen Tribut zu bezahlen; zugleich zerstörte er die Götzenbilder, denen noch Menschen geopfert wurden, und setzte christliche Heiligenbilder an ihre Stelle. Indessen hatte Velasquez, unzufrieden mit C.'s eigenmächtigem Wesen, ein zweites Heer ihm nachgesandt, um ihn festzunehmen und zurückzuschicken. Aber C. ging diesem entgegen, gewann die Soldaten für sich und kehrte verstärkt nach Mexico zurück. Hier erregten die über die Anmaßung der Spanier wie über die Schwäche des Montezuma gleich erbitterten Mexicaner einen gewaltigen Aufstand, der sich damit endigte, daß der Kaiser, als er das Volk zur Ruhe ermahnte, von diesem mit Steinwürfen verfolgt wurde und an den Wunden und vor Gram starb, und daß die Spanier in einer dunkeln Nacht die Stadt verließen, allein von den Mexicanern auf einem der langen Dämme überfallen, welche aus Mexico über den See führten, der es umgab, eine große Niederlage erlitten und viele Gefangene verloren, die den Götzen geschlachtet wurden. Allein C. eroberte die Stadt mit Sturm wieder und nun ließ er den Grausamkeiten seiner Leute gegen die armen Besiegten ganz den Zügel schießen; viele wurden erschlagen, andere auf die Folter gelegt, um verborgene Schätze zu verrathen. Kaiser Karl V. aber ernannte als König von Spanien C. zum Statthalter des eroberten Reichs. Später wurde er jedoch zurückgerufen, rechtfertigte sich zwar gänzlich wegen der wider ihn erhobenen Anschuldigungen, konnte aber keine neue Anstellung erlangen. Dennoch reiste er noch einmal nach Amerika, wo er so glücklich war, die Halbinsel Kalifornien 1536 zu entdecken, und begab sich nach Spanien zurück, um Unterstützung zur Verfolgung seiner Entdeckung zu verlangen, fand aber nicht die gewünschte Aufnahme. Jahre vergingen über fruchtlosen Gesuchen und leeren Vertröstungen und sogar die Wiedererstattung der auf die Entdeckung von Kalifornien verwendeten Kosten erfolgte nicht, so wenig wie die Erlaubniß zur Rückkehr nach Mexico. C. begleitete den. Kaiser 1541 auf dem unglücklichen Seezuge gegen Algier (s.d.), um sich durch seine Hingebung die Gunst desselben wieder zu erwerben, konnte aber die Wiedereinsetzung in seine frühern Ämter nicht erlangen und starb, vom Hofe vernachlässigt, im J. 1547 auf seinem Landgute bei Sevilla, wurde aber auf Anordnung seiner Erben in der Kirche des h. Franciskus in Mexico begraben. Die großen Besitzungen und Schätze, welche C.'s Habsucht in der neuen Welt erpreßt hatte, fielen seinem einzigen Sohne zu und die erstern erhielten sich zum Theil bis in die neueste Zeit bei seinen Verwandten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 479-480.
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