Wunde

[756] Wunde heißt jede durch mechanische Gewalt bewirkte Trennung des organischen Zusammenhangs der Theile des thierischen und menschlichen Körpers, die anfänglich mit größerer oder geringerer Blutung verbunden ist. Von den verletzenden Ursachen hergenommen sind die Bezeichnungen von Schnitt-, Hieb-, Schuß-, Stich-, Brand-, gequetschten und gerissenen Wunden. Der Blutung, dem Klassen der Wunde und den sonst unmittelbar der Verletzung folgenden Erscheinungen schließen sich später die an, welche von dem Bestreben des Organismus herrühren, die erlittene Beschädigung auszugleichen; das geronnene Blut wird von den Saugadern aufgesogen, die Wunde entzündet sich und bei beträchtlicher Verletzung tritt nach 12–30 Tagen das Wundfieber ein, wie das Fieber vorzugsweise genannt wird, welches sich gewöhnlich zu beträchtlichen Verwundungen gesellt oder auch nach bedeutenden Operationen einstellt. Es beginnt meist in den Abendstunden des zweiten oder dritten Tages nach der stattgehabten Verwundung oder Operation mit Frost, dem mehr oder weniger beträchtliche Hitze mit vermehrtem Durste, Kopfschmerz oder wenigstens Benommenheit des Kopfes, allgemeine Unruhe und Unbehaglichkeit, Schlaflosigkeit und zuweilen selbst Irrereden folgen, ist je nach dem Grade der Verwundung, der Körperconstitution des Verwundeten, der größern oder geringern Empfindlichkeit des verletzten Theils und dem Grade der Entzündung, von welchem dieser befallen, mehr oder weniger heftig, richtet sich seiner Natur nach ebenfalls nach der Körperconstitution des Verwundeten, sowie nach dem grade herrschenden allgemeinen Krankheitscharakter u.s.w., macht mitunter einzelne Anfälle mit ganz freien Zwischenzeiten, verwandelt sich also in ein aussetzendes Fieber ist, dann nicht selten bösartig und hört in der Regel mit dem Nachlasse der Entzündung in der Wunde oder auch noch vorher auf oder geht mit dem Übergange der Entzündung in Eiterung und dem Überhandnehmen dieser in ein schleichendes Fieber über, ist aber dann auch kein Wundfieber mehr.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 756.
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