Eginhard

[624] Eginhard, der berühmte Geschichtschreiber Karl's des Großen, wurde zu Ende des 8. Jahrh. im Odenwalde geboren. Karl der Große lernte ihn schon als Knaben kennen, gewann ihn lieb und nahm ihn an seinen Hof, wo er ihm nachher das Amt eines Geheimschreibers und Aufsehers über die kais. Gebäude in Aachen übertrug. Ohne Zweifel hat er vielen Antheil an den trefflichen Einrichtungen, die der Kaiser in seinen Ländern traf, und an dessen Entwürfen. So soll E. den Gedanken gehabt haben, die Mosel und die Saone und dadurch das mittelländ. und deutsche Meer durch einen Kanal zu verbinden; ebenso schreibt man die erste Idee von einer Kanalverbindung zwischen der Donau und dem Main, also des schwarzen und des deutschen Meeres, ihm zu. Endlich gab ihm Karl sogar seine Tochter Emma zur Frau und die Sage erzählt davon: Emma habe ihm, dem Geliebten, einst eine nächtliche Zusammenkunft gewährt; als er sich von ihr wegbegeben wollte, habe er zu seinem Schrecken bemerkt, daß indessen gefallener Schnee den Hof, über den er zu seinem Zimmer gehen müssen, bedeckt habe. In dieser Verlegenheit sei er von seiner Geliebten auf dem Rücken hinübergetragen worden, damit Niemand die männlichen Fußtritte im Schnee erkennen möge. Aber der ungewöhnlich früh aufgestandene Kaiser sah den sonderbaren Vorgang aus dem Fenster mit an, erkannte daraus ihre Liebe, ließ Beide am andern Tage vor sich fodern, ertheilte ihnen erst einen scharfen Verweis und ließ sie dann trauen. Nach dem Tode des Kaisers trennte sich E. aus übelverstandener Frömmigkeit von seiner Frau, wurde Benedictinermönch und stiftete das Kloster in Seligenstadt am Main (im Großherzogthume Hessen), dessen erster Abt er wurde und wo er 843 oder 844 starb und in der alten Klosterkirche neben seiner Emma begraben liegt. Wir haben von ihm Briefe und eine Lebensgeschichte des großen Kaisers, beide in schönem Latein geschrieben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 624.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: