Ezechiel

[714] Ezechiel, eigentlich Gott stärkt, der dritte der großen Propheten, deren Reden im A. T. aufbewahrt sind, war ein Sohn des Priesters Busi. Er wurde mit dem König Jojachim und vielen andern vornehmen Juden noch jung um 600 v. Chr. in die babylonische Gefangenschaft abgeführt und erhielt mit andern jüdischen Gefangenen seinen Wohnsitz am Flusse Chaboras in Mesopotamien. Hier trat er, nachdem in einem Gesichte der Geist Gottes über ihn gekommen war, sieben Jahre vor der Zerstörung Jerusalems (592) als Prophet auf und weissagte bis zum sechszehnten nachher. E. verlor in der Gefangenschaft seine Frau; seine weitern Schicksale aber und wann und wie er gestorben, sind unbekannt. Eine spätere Sage läßt ihn von einem seiner Mitgefangenen ermordet werden, und im Mittelalter zeigte man einige Tagereisen von Bagdad sein Grabmal, wohin die Juden aus Parthien und Medien wallfahrteten. Die zahlreichen Weissagungen E.'s enthalten viele dunkle Bilder und wurden von den Juden erst später in die Sammlung des A. T. aufgenommen. Sie beziehen sich, der Stellung des Propheten gemäß, theils auf die unvermeidliche Zerstörung Jerusalems, theils auf die Hoffnungen, die nach diesem traurigen Ereigniß das bußfertige Volk zu fassen habe, theils auf die abgöttischen und feindlichen Nachbarvölker der Israeliten, deren längst verdiente Züchtigung als schon eingetreten oder sicher bevorstehend geschildert wird.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 714.
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