Feuer

[32] Feuer, die glänzende Erscheinung, in welcher Licht und Wärme vereinigt auftreten, die im Dienste des Menschen, eingeengt in die nöthigen Grenzen, ebenso segensreich wirkt, wie sie als das furchtbarste Schrecken verheerend auftritt, wenn sie bandenlos um sich greift. Bei den Alten war das Feuer eins der vier bekannten Elemente (s.d.). Bedenkt man, welche unermeßlichen Vortheile wir dem Lichte (s.d.) und der Wärme (s.d.) zu verdanken haben, einen wie vielfachen Gebrauch wir daher vom Feuer machen, so ist kein Wunder, wenn wir schon bei den ältesten Völkern das Feuer in hohen Ehren sehen, ja finden, daß einige Völker demselben sogar göttliche Verehrung zollten. (S. Gebern). Auch die Griechen und Römer leiteten den Ursprung des Feuers von den Göttern ab, es war eine Himmelsgabe, die einst Prometheus (s.d.) von den brennenden Himmelsflammen herabgeholt hatte. Auf dem Altar der Vesta (s.d.) durfte die Flamme niemals verlöschen, und Priesterinnen waren angestellt, sie zu bewachen und zu nähren.

Von den drei übrigen Elementen der Alten unterscheidet sich das Feuer wesentlich dadurch, daß es nicht wie Wasser, Luft und Erde ein bleibendes Dasein hat, sondern stets nur als vorübergehende Erscheinung auftritt. Wenige Orte der Erde gibt es, wo ununterbrochene Feuerquellen auftreten, und nirgend sammelt sich das Feuer; wo es entsteht, da vergeht es auch wieder, man weiß nicht, wo es hinkommt. Die mächtigsten Feuerherde der Erde sind die Vulkane (s.d.). Ebenso merkwürdig sind aber die ruhiger und friedlicher brennenden natürlichen Feuer, oder Feuer aus der Erde. So werden z.B. in Italien bei Pietra Mala vier brennende Stellen gefunden. An der einen steigt eine helle, reine, nicht rauchende Flamme aus einem kleinen Loche in der Erde bis zu einer Höhe von 5 F. auf, die besonders des Nachts blaßgelb zu sehen ist und am Boden einen Durchmesser von 3 F. hat. Oben theilt sie sich zitternd artischockenartig in viele Blätter. Viele kleinere Flammen umgeben diese größte. Der stärkste Wind bläst diese Flammen nicht aus; durch Wasser und Erde lassen sie sich zwar löschen, brennen aber, wie es scheint, von selbst wieder auf. Noch. an vielen andern Orten gibt es ähnliche Feuer. Die bekanntesten natürlichen Feuer sind aber bei Baku auf der Halbinsel Absheron am kaspischen Meere. Man braucht dort nur ein Loch in die Erde zu stoßen und diesem eine Flamme zu nähern, so brennt eine Flamme aus der Öffnung. Die Einwohner stecken ein Rohr in die Erde, aus welchem sie, so oft es ihnen beliebt, die Flamme brennen lassen, die ihnen Licht und Wärme gibt, und die sie mit einem Deckel leicht wieder zu löschen vermögen. Alle derartigen Flammen werden durch brennbare Gas- (Luft-) Arten erzeugt, die aus der Erde aufsteigen. Noch merkwürdiger und bis jetzt unerklärt ist das nicht brennende Feuer, welches sich an mehren Orten, namentlich am Kaukasus, bisweilen des Nachts sehen läßt, ohne Schaden zuzufügen. Es rollt oft in großen Massen die Berge herab, man sieht es, aber fühlt es nicht, noch öfter aber umgibt es die Spitzen einzelner Berge mit einem prachtvollen Lichte.

Die Kunst des Feueranmachens, durch welche das Feuer für den Menschen erst nützlich wird, ist so verbreitet, daß man weder historisch ihren Ursprung nachweisen kann, noch bis jetzt irgend ein auch noch so rohes Volk gefunden hat, welches nicht, wenn auch nur unvollkommen, mit ihr bekannt war. Seit wir genauere Kenntnisse von dem Ursprunge des Feuers gewonnen haben, sind auch die Mittel des Feueranmachens ins Unzählige vervielfältigt worden (s. Feuerzeuge); auffallend ist aber, daß im hohen griech. und röm. Alterthume schon von der Kunst geredet wird, das Feuer des Himmels herabzuholen, deren Auffindung (s. Blitz, Blitzableiter) bekanntlich eine der großartigsten Entdeckungen der neuesten Zeit ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 32.
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