Fielding

[37] Fielding (Henry), einer der berühmtesten engl. Romandichter, wurde 1707 geb. und starb 1754. Obschon er aus einer vornehmen Familie stammte, kam er doch bald, nachdem er von der Universität zu Leyden, wo er sich mit den Rechtswissenschaften beschäftigt, nach London zurückgekehrt und selbständig geworden war, zum Theil durch seinen Leichtsinn, in eine sehr dürftige Lage, und sah sich genöthigt, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, schriftstellerische Arbeiten zu unternehmen. Er schrieb während einer Reihe von Jahren eine Menge dramatischer Stücke für die londoner Theater, und fand mit ihnen eine Zeit lang Beifall, obgleich sie wenig Bedeutendes enthalten. Er ging sogar mit dem Plane um, selbst eine Schauspielergesellschaft zu stiften und zu leiten, der jedoch unausgeführt blieb. In bessere Umstände kam F. durch seine Vermählung mit einem Mädchen, das einiges Vermögen besaß, und durch den Tod seiner Mutter, die ihm ein Landgut hinterließ. Aber bald hatte F. sein kleines Vermögen durchgebracht und wollte nun als Sachwalter thätig sein, fand jedoch wenig Beschäftigung. Ebenso wenig machte er als Schriftsteller Glück, bis sein [37] erster Roman »Joseph Andrews« (deutsch von Ortel, Meißen 1802) erschien, der mit dem größten Beifall auch noch außerhalb Englands aufgenommen wurde. Seine besten Romane außer dem genannten sind »Tom Jones« (deutsch von Lüdemann, Lpz. 1826) und »Amelia«. Mehre Male unternahm F. die Herausgabe von Zeitschriften, gerieth aber immer in eine Menge ärgerlicher und kleinlicher Streitigkeiten. Seine Schriften zeichnen sich durch scharfe und wahrheitsvolle Charakter- und Sittenschilderungen, durch Witz, Laune und Gewandtheit aus, und werden noch jetzt mit Interesse gelesen. F. erhielt seit 1749 einen kleinen Jahrgehalt und das Amt eines Friedensrichters; seine Gesundheit wurde aber, ohnehin schon sehr angegriffen, durch die vielen Amtsgeschäfte noch mehr untergraben und er starb in Lissabon, wohin er sich zur Herstellung seiner Kräfte begeben hatte.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 37-38.
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