Flamingo

Flamingo

[50] Flamingo (der) heißt ein in Afrika, Südamerika und an den Küsten des mittelländ. Meers lebender großer und sehr schöner Sumpfvogel.

Er ist an Gestalt dem Storche ähnlich, hat aber einen längern Hals und längere mit Schwimmhäuten versehene Füße, wird über 6 F. hoch und zeichnet sich durch sein ganz purpurrothes Gefieder und seinen sonderbaren Schnabel aus. Der letztere ist in der Mitte plötzlich so herabgebogen, daß er einen förmlichen Winkel bildet, und der Vogel deshalb, wenn er saufen oder fressen will, den Kopf verkehrt halten muß, um den Oberschnabel gebrauchen zu können, wie die beigegebene Abbildung zeigt. Sein Gefieder ist im ersten Jahre weißgrau mit braunen Flecken untermischt, im zweiten fleischfarben, wird [50] von da an immer dunkler, bis es im vierten Jahre die eigentliche Purpurfarbe erhält. Die Schwungfedern allein werden schwarz, der Schnabel gelb und an der Spitze ebenfalls schwarz, und die Beine roth. Er nährt sich von Fischen und Wasserinsekten, lebt in großen Heerden und kommt zuweilen bis an den Rhein. Im Fluge bildet er ein regelmäßiges Kreuz, wobei er Hals und Füße ausstreckt. Da er wegen seiner langen Beine nicht sitzend brüten kann, so baut er sich im Sumpfe oder an seichten Wasserstellen aus Schlamm ein kegelförmiges Nest, welches 2 F. über das Wasser hervorragt, und läßt beim Brüten die Beine an den Seiten herunterhängen, sodaß er gleichsam auf dem Neste reitet. Sein Fleisch wird gegessen, die Federn dienen als Schmuck, und Zunge und Gehirn dieses Vogels galt den alten Römern und Griechen als Leckerbissen. Man kennt bis jetzt nur diesen rothen Flamingo, unterschied aber früher mehre Arten, wozu der erwähnte Farbenwechsel desselben Veranlassung gegeben hat.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 50-51.
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