[31] Afrika, einer der sogenannten fünf Erdtheile, der mit Europa und Asien die alte Welt bildete, hängt mit Asien durch die Landenge von Suez zusammen und ist gegen N. durch das mittelländ. Meer, gegen W. durch den atlant. und gegen O. durch den indischen Ocean und das rothe Meer begrenzt. Es erstreckt sich vom grünen Vorgebirge bis zum Vorgebirge Guardafui, und vom Cap blanco bis zum Nadelcap. Sein Flächengehalt wird zu 530,000 ! M. angenommen. Es gehören dazu außer den Inseln an den Küsten, im W. die kanarischen Inseln, die Inseln des grünen Vorgebirges, die Inseln St.-Paolo, Ascension, St.-Helena und die Erfrischungsinseln; im O. Sokotora, die Sechellen, Amiranten, Madagaskar, die Comoro- und die Maskareneninseln. Das ganze Festland zerfällt in zwei große Theile. Im S. ist Hochland, wie man aus den in einiger Entfernung von den Küsten ansteigenden Gebirgen schließen muß, das im Innern noch fast gänzlich unbekannt ist; es enthält weite Steppenflächen, die jedoch nicht überall wüst, sondern in vielen Gegenden stark bevölkert sind. Im N. fällt A. in ein großes sandiges Tiefland hinab, welches in seiner östl. Hälfte von vielen Felsenketten durchzogen wird, und im NW. umschließt es ein inselartig getrenntes Bergland.
Die vorzüglichsten Gebirge sind im N. der Atlas, über 13,000 F. über die Meeresfläche erhaben, längs dem Mittelmeere sich hinziehend. Östliche Fortsetzungen dieses Gebirges sind das Ghurianogebirge und die Wada- und Sudanberge, an welche sich das Gebirge der schwarzen und weißen Harudsch anschließt. In Mittelafrika sind die abyssinischen Alpen; sie erreichen eine Höhe von 10,000 F., erheben sich nahe dem rothen Meere und reichen wahrscheinlich im W. bis zum Mondgebirge. In Südafrika ist das Capgebirge, das mit dem Nadelcap, der südlichsten Spitze A.'s, endet. Zum Capgebirge gehört der Tafelberg, die Nieuweveldsgebirge und die Schneeberge. Von dem Capgebirge scheinen außerdem noch zwei Zweige auszulaufen: das Lupata- und das Guineagebirge. Zu letzterm gehört das etwa 7000 F. hohe Plateau Dembo. Vom atlant. Meere bis zum Nil dehnt sich die große Wüste aus, welche mehr als 100,000 ! M. einnimmt. Dieses Sandmeer, welches nach O. hin libysche Wüste und westl. Sahara heißt, hat nur einzelne fruchtbare Striche oder Oasen, die aus der ungeheuern Oede wie Inseln emporsteigen. Der Boden der Wüste ist felsig, entweder nackt oder mit Flugsand bedeckt. Äußerst selten und meist nur sumpfiges Wasser findet sich darin, und schon darum ist sie beschwerlich, des Flugsandes wegen aber auch gefahrvoll zu bereisen.
Unter den Flüssen A.'s ist zunächst der Nil zu erwähnen. Er bildet sich aus zwei Quellflüssen, dem blauen Fluß, der östl. auf den abyssinischen Alpen entspringt und durch den Dembeasee fließt, und aus dem weißen Fluß, der westl. auf dem Mondgebirge entspringen soll; er durchströmt Nubien, tritt bei Syene in Ägypten ein, theilt sich unterhalb Kairo in zwei Arme, von denen der östliche bei Damiette, der westliche bei Rosette ins mittelländ. Meer mündet. Der Senegal, welcher seine Quellen auf dem Gebirge von Sudan hat, der Gambia, der westl. vom Senegal entspringt, der Rio Grande, dessen Quellen in der Nähe des Gambia liegen, sowie der Niger, der bedeutendste afrikan. Strom, auch Joliba oder Quolla genannt, münden in den atlant. Ocean. Letzterer entspringt 11 Tagereisen südl. vom Senegal, fließt zuerst nach Timbuktu, von da südwestl., und mündet unter den Namen Benin, Kalabar oder Rio del Rev in den Meerbusen von Guinea. Zum Gebiete des atlant. Oceans gehören auch außer mehren nur noch wenig gekannten Flüssen der Koango oder Zaire, der aus dem Kuffuasee entspringen soll, der Kuenza- und der Orangefluß. Der Zambese und Quillmanci ergießen sich in den indischen Ocean. Von größern Seen kennt man den Moravi, den Dembea, Berket el Kerun, die Natronseen, den Tsad, in den mehre Flüsse sich ergießen, den Zamba und den Kuffua. Alle afrikan. Ströme [31] treten während der Regenzeit aus, die im N. des Äquators während unsers Sommers, im S. während unsers Winters eintritt und drei bis neun Monate anhält; hierauf folgt die trockne Zeit; eine weitere Verschiedenheit der Jahreszeiten findet in A. nicht statt. Die Hitze ist im Allgemeinen in A. viel bedeutender, als unter gleichen Breitengraden in Asien und Amerika; in den Wüsten ist sie wahrhaft erstickend, dagegen herrscht im Innern in nicht bedeutender Höhe bisweilen auch ein empfindlich kaltes Klima. Noch zeichnet sich das Klima A.'s durch mehre ganz eigenthümliche Winde aus; die merkwürdigsten darunter sind: der Harmattan in Senegambien und Guinea, ein Ostwind, heiß, austrocknend und staubig, der Laub und Gras welk macht und die Atmosphäre verdunkelt; der Chamsin, ein Südsüdwestwind in Ägypten, ähnlich dem Harmattan, weht aus der Wüste und bringt Staub, selbst bis zum Ersticken, und der Samum, ein Giftwind, der furchtbarste von allen, der schwefelig und faul riecht, sehr heiß ist und durch Ersticken tödtet.
Wie in seiner äußern Gestalt, seinem Berg- und Flußsystem, seinem Klima, so auch in seinen Erzeugnissen ist dieser Welttheil gleichförmig; fast überall finden sich dieselben Mineralien, Pflanzen und Thiere. Das Mineralreich liefert Gold, Silber, Kupfer und Eisen; Steinsalz, Salmiak, Natron, Ambra u.s.w. Das Pflanzenreich gewährt Getreide, Reis, Mais, Hirse, Datteln, Maniok, Yams und Bataten; auch Pfeffer und andere Gewürze und Spezereien, Aloe, Kaffee, Zuckerrohr, Baumwolle, Indigo, Ebenholz, Südfrüchte, Palmen, Färbe- und Tischlerhölzer, Wein, Gummi, Sennesblätter u.a.m. Das Thierreich ist in allen seinen Classen sehr zahlreich und mannichfaltig. Außer den mehrsten europ. Hausthieren, unter denen z.B. die Pferde, die aber wahrscheinlich nur auf der Nordküste heimisch sind, sich durch Schönheit auszeichnen, finden sich Elefanten, von den asiat. verschieden, Nashörner mit zwei Hörnern, Tiger, kleiner als die indischen, Löwen, Hyänen, Büffel, Flußpferde, Schakals, Antilopen, Gazellen, Affen u.s.w. Die Giraffe, das Zebra, Quagga und Gnu sind diesem Erdtheile eigenthümlich. Unter den Vögeln sind außer dem Strauß, dem Flamingo und den verschiedenen Papageien auch mehre andere Arten mit dem schönsten Gefieder bedeckt; aber nur wenige haben eine angenehme Stimme. Die Termiten, eine Art großer Ameisen, sind in einigen Gegenden sehr zahlreich; in andern richten die Zugheuschrecken bedeutende Verheerungen an. An den Küsten und in den Flüssen gibt es große und giftige Schlangen, Krokodile, Schildkröten und die verschiedensten Arten Fische; an der Nordküste insbesondere viel Korallen. A. ist auch nur von zwei Menschenracen bewohnt, von Negern und Kaukasiern, zwischen denen die Südgrenze der großen Wüste die Scheidungslinie macht. Die Neger in der südl. Hälfte, ein Urvolk, in zahlreiche und verschiedene Stämme getheilt, sind zum Theil noch ganz roh und streifen in Horden umher; andere treiben Ackerbau und zeichnen sich durch Gutmüthigkeit und Sanftmuth aus. Nur wenige sind Mohammedaner, die meisten Fetischanbeter. Als Sklaven (s.d.) sind sie Gegenstand des schändlichsten Handels, werden jährlich zu Tausenden ihrem Vaterlande entführt und in Amerika und Asien verkauft. Die Kaukasier sind theils Ureinwohner, wie die Berbern, Kabilen, Tibbos und Tuariks in den nördl. Gebirgen und Wusten, die Kopten in Ägypten, die Nubier und Abyssinier; theils Eingewanderte, wie die Araber im ganzen Osten, die Mauren in der Berberei, die Türken, Juden und die verschiedenen Europäer in den Handelsplätzen, Colonien und Inseln. Die Bevölkerung des ganzen Erdtheils wird auf 100 Mill. geschätzt. Die Sprache der Berber ist herrschend vom rothen Meere an, in Nordafrika, Nubien, den Oasenzügen der Sahara, den Atlasketten bis auf die canarischen Inseln. Arabisch wird in Ägypten, längs der Nordküste bis zum atlant. Ocean, in einem großen Theil der westl. und östl. Küstenländer und selbst in vielen Gegenden des Innern gesprochen. Mit Ausnahme der unter europ. Herrschaft stehenden Gebiete herrscht überall Despotismus.
Mehr oder weniger bekannte Staaten und Gebiete in A. sind: Abyssinien, Nubien, Ägypten; die Sahara mit ihren größern und kleinern Oasen; die Berberei, welche die Staaten Marokko, Algier, jetzt eine franz. Colonie, Tunis und Tripolis begreift; Beladalgerid; Senegambien mit der franz. Niederlassung auf der Insel St.-Louis, der engl. St.-James am Gambia, der portug. Cacheo und Geba; Oberguinea, deren Küstenstriche unter folgenden Namen aufgeführt werden: die Küste von Sierra Leona, mit der seit 1833 aufgehobenen engl. Niederlassung freier Neger, die Körnerküste mit der nach dem Vorbilde der engl. angelegten nordamerikan. Negercolonie Liberia und der engl. Factorei Kingston Sestos u.a., die Zahnküste mit engl. und portug. Forts, die Goldküste mit dem Gebiete des Ashantis und einigen engl., niederländ. und dän. Forts, die Sklavenküste und die Küste Benin; Niederguinea mit nur unbedeutenden, zum Theil dem Namen nach kaum gekannten europ., namentlich portug. Niederlassungen; das Capland oder die südlichste Spitze von A., mit der ehemals holländ., jetzt engl. Colonie des Cap der guten Hoffnung; das Kaffern- und Hottentottenland, dann die Küstenstriche Natal, Sofala, Mosambique, Zanguebar, Ajan, Adel und Somalis, mit portug. und engl. Niederlassungen. Sowol an den Küsten wie im Innern des Landes liegen die, mit Ausnahme Sudans, meist nur dem Namen nach gekannten größern und kleinern Reiche eingeborener Fürsten der unabhängigen Völker.
Um die nähere Kenntniß A.'s machten sich zuerst die Portugiesen verdient, welche im Anfange des 15. Jahrh. von der Westküste an ihre Nachforschungen immer weiter ausdehnten, sodaß sie bis zum Cap der guten Hoffnung vordrangen, und es Vasco de Gama 1497 gelang, dasselbe zu umschiffen. Außer diesen Entdeckungen verdanken wir unsere, freilich noch sehr mangelhafte Kenntniß dieses Theils der Erde meistens den dort angelegten europ. Niederlassungen und dann der zur Erforschung des Innern des Landes gestifteten afrikan. Gesellschaft zu London, welche seit 1788 mehre Reisen nach A. unternehmen ließ.
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