[294] Guernsey und Jersey bilden nebst den kleinern Eilanden Alderney und Sark die sogenannten normannischen Inseln, welche zwar der engl. Krone gehören, aber keinen Bestandtheil Großbritanniens bilden, und daher auch keine Mitglieder ins Parlament senden, sondern von einem Statthalter regiert werden.
Sie liegen wenige Meilen von der Küste der Normandie im Kanale und erfreuen sich eines so milden, angenehmen Klimas, daß Melonen und Feigen gut fortkommen. Der Boden ist überall fruchtbar; auf den üppigen Wiesen weiden ausgezeichnete Rindvieh-und zahlreiche Schafheerden; an Brenn- und Nutzholz, sowie an Getreide fehlt es, dafür aber sind die Inseln mit Apfelbäumen gleichsam bedeckt. Der Obstwein von Jersey gilt für den besten in Europa und wird stark ausgeführt. Guernsey hat etwa 6 ! M. mit mehr als 20,000 Einw., von denen etwa 13,000 auf die Hauptstadt St.-Pierre (Sanct-Peter) kommen. Die nebenstehende Abbildung gibt eine Ansicht der Hauptstraße von St.-Pierre. Im Hintergrunde erblickt man die St.-Peterskirche mit ihrem Hauptthurme. In dieser Kirche wird [294] der Gottesdienst in franz. und in engl. Sprache gehalten Jersey ist etwas kleiner, aber stärker bevölkert; es hat 36,006 Einw., von denen 10,000 in der wichtigen Handels- und Hafenstadt St.-Helier leben, welche, gleich den übrigen Ortschaften, ihre Blüte den Kriegen zwischen England und Napoleon verdankt. Damals, als die Briten hier und auf mehren andern Punkten Festungswerke und Marinedepots anlegten, hob sich das bisher unbedeutende, nur durch seine [295] Austern bekannte Dorf von Jahr zu Jahr, und ist auch nach dem Frieden Mittelpunkt eines ausgedehnten Handels geblieben. Die Bewohner der normannischen Inseln sind theils brit. Abkunft, theils stammen sie aus der Normandie, und diese letztern reden ein franz. Patois.