[337] Harlekin, ital. Arlechino, ist eine noch immer mit Glück auftretende komische Figur des ital. Theaters, ein Vetter des deutschen Hanswurst (s.d.), aber doch gänzlich von ihm verschieden. Er frißt auch gern und viel, aber es setzt bei ihm nicht an, er bleibt dünn und geschmeidig. Dabei ist er gewandt, geübt besonders im Springen, Tanzen und in Körperverdrehungen, schadenfroh, unverschämt, Verwirrung anrichtend, wo er kann, und neckend. An Gemeinheit in Manieren und Reden gibt er dem Hanswurst nichts nach, sondern übertrifft ihn wol noch, weil er mehr thut und schwatzt. Später trat er meist als Bedienter auf, der seinem Herrn treu ist, aber dabei alle möglichen Schelmstreiche, Possen und Spitzbübereien treibt. Feigheit, Furchtsamkeit und Eigennutz sind wesentliche Bestandtheile seines Charakters. Sein Witz ist oft bei den Haaren herbeigezogen, gemein und boshaft[337] und man merkt, daß er im Grunde doch ein einfältiger Tropf ist. Er hat den Untergang des deutschen Hanswurst nicht, getheilt und spielt besonders noch im Ballet eine bedeutende Rolle. Ein echter Harlekin muß seine Rolle nicht auswendig gelernt und einstudirt haben, sondern so von ihr durchdrungen sein, daß er mit ihr scheinbar sich selbst, wie es der Augenblick bringt, spielt. Die Franzosen haben aus ihm den geschmeidigen, gewandten, glatten, galanten, sogar gratiösen Harlekin gemacht, der seine größte Vollendung durch Carlin oder Carlino erhielt. Dieser hieß eigentlich Carlo Antonio Bertinazzi und war 1713 zu Turin geboren. Er war der Liebling der Pariser, vor denen er in der ital. Komödie auftrat und deren Gunst er sich durch eine seltene Vereinigung von komischem Talent, gratiöser Gewandtheit, Bildung und Tüchtigkeit der Gesinnung erworben hatte. Im spätern Alter verfiel er in tiefe Melancholie, welche aber auf der Bühne durch seine frühere Heiterkeit überwunden wurde. Er spielte die Rolle des Harlekin bis an seinen Tod 1783.