Hofer

Hofer

[398] Hofer (Andreas), genannt der Sandwirth, war der brave Tiroler, welcher seine Landsleute in dem Aufstande 1809 anführte, zu den dieselben sich aus Anhänglichkeit an das östr. Kaiserhaus und zur Behauptung ihrer Freiheit erhoben hatten.

H. war 1767 in einem Wirthshause, der Sand genannt, zu St.-Leonard im Passeyerthale geboren worden und hatte nachmals die Wirthschaft selbst übernommen. Schon in den frühern Kämpfen gegen die Franzosen hatte sich H. durch Patriotismus ausgezeichnet. Seit 1805 war Tirol (s.d.) an Baiern abgetreten, aber mit treuer Liebe hingen die Tiroler und namentlich auch H. an Östreich, und als sich 1808 Aussicht zu neuem Kampfe Östreichs mit Frankreich darbot, kam eine Anzahl tiroler Abgeordneter, unter ihnen H., nach Wien, um mit dem Erzherzoge Johann wegen eines Aufstandes in Tirol für die Sache Östreichs zu verhandeln. Wirklich wurde auch ein östr. Staatsbeamter beauftragt, den Aufstand zu leiten. Der Krieg brach aus, Tirol war so gut wie frei, als, während die Franzosen gegen Wien vordrangen, die Baiern in Tirol einfielen, es verheerten und die östr. Truppen sammt den Kriegern Tirols nach dem Brenner drängten. Hier erschien auch H. und stellte sich an die Spitze neuer Unternehmungen, bei denen ihn die Begeisterung seiner Landsleute unterstützte. [398] Die Baiern wurden wiederholt geschlagen und mußten Tirol räumen; da wurden die Tiroler im besten Siegeslauf durch die Nachricht gehemmt, daß nach einem abgeschlossenen Waffenstillstande Tirol von den noch in ihm stehenden östr. Truppen verlassen werden sollte. Das Land, von Östreich verlassen, fiel in die Hände seiner Feinde, Alles schien verloren und H. verbarg sich, um den Verfolgern zu entgehen, in eine Höhle des Passeyerthales. Als aber die Lage des Vaterlandes, der sich Männer wie Speckbacher, Peter Mayer und der Kapuziner Joachim Haspinger begeistert annahmen, durch mehre den Feinden beigebrachte Niederlagen wieder Hoffnungen Raum gab, trat auch H. wieder auf und übernahm nun den Oberbefehl. Er besiegte die Franzosen, vertrieb den Marschall Lefèbvre mit seinem Heere aus Tirol und leitete die Angelegenheiten desselben bis zum wiener Frieden. Jetzt aller Hülfe entbehrend und von den mächtigen Feinden von allen Seiten umdrängt, mußte der kühne Mann Anfangs Nov. 1809 die Erklärung seiner Unterwerfung an den Vicekönig von Italien abgeben. Er verschmähte die Flucht nach Östreich und hielt sich in einer Alpenhütte im Passeyr verborgen. Leider ließ er sich im Nov. durch falsche, übertriebene Nachrichten verleiten, nochmals die Waffen zu ergreifen; er wurde nun als Hochverräther betrachtet und die Franzosen suchten seiner habhaft zu werden. Von einem treulosen Freunde verrathen, kam er am 20. Jan. 1810 in die Hände derselben. Er ward nach Mantua gebracht, vor ein Kriegsgericht gestellt, zum Tode verurtheilt und am 20. Febr. 1810 zu Mantua erschossen. Kur östr. Kaiser hatte ihn nicht retten können, aber er ehrte sein Andenken, indem er 1819 H.'s Familie in den Adelstand erhob, ihr die verlorenen Güter ersetzte und 1834 eine Marmorbildsäule des heldenmüthigen Mannes, wie vorstehende Abbildung zeigt, zu Innsbruck in der Franziskanerkirche neben dem Grabmal Kaiser Maximilian l. aufrichten ließ.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 398-399.
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