[413] Hopfen heißt eine bekannte, durch ganz Europa, Nordasien und Nordamerika an Zäunen, Hecken, Flußufern und Waldrändern sich häufig findende Schlingpflanze, welche ihrer Anwendung wegen in mehren Ländern angebaut wird. Die männlichen und weiblichen Pflanzen unterscheiden sich nur durch die verschiedenen Blüten. Die männlichen, fünf Staubgefäße enthaltenden Blüten stehen in großen, sparrigen Rispen; die weiblichen dagegen in einem kugelrunden Kätzchen hinter kleinen Schuppen gepaart. Diese dünnen blattartigen Schuppen wachsen nach der Blütezeit fort und bilden nußgroße Zapfen, welche als Hopfen beim Brauen verschiedener Biere gebraucht werden und einen bedeutenden Handelsartikel mancher Länder abgeben. In Deutschland ist vorzüglich der in Böhmen, in Baiern, aber auch der in einigen Gegenden Sachsens und im Braunschweigischen gebaute Hopfen geschätzt und wird in beträchtlicher Menge ausgeführt. Von dem im Auslande gewonnenen Hopfen steht der engl. allem andern voran. Die Güte des Hopfens hängt von der größern oder geringern Menge des Hopfenmehls, Hopfenstaubs oder Lupulins ab, welches die Hopfenzapfen enthalten. Dieses Hopfenmehl findet sich am Grunde der blatthäutigen Schuppen, welche den Zapfen bilden, als kleine, runde, gelbe, glänzende Körnchen und hat einen stark gewürzhaften, etwas betäubenden Geruch und einen sehr bittern, etwas erwärmenden Geschmack. Es macht etwa den zehnten Theil des ganzen Hopfenzapfens aus und ist, zwischen den Fingern gerieben, klebrig. Dieses Hopfenmehl gibt dem Biere nicht allein einen angenehm bittern, gewürzhaften Geschmack, sondern macht es auch zum Aufbewahren für lange Zeit geschickt. Diese Eigenschaften besitzen die Schuppen der Zapfen nicht, und man hat deshalb mehrfache Versuche angestellt, das Mehl von den Schuppen abzusondern. Um dies zu können, muß man die Hopfenzapfen recht trocken werden lassen und sie dann gleichsam ausdreschen, indem man sie mit dünnen Stöcken schlägt und mittels einer Art vervollkommneten Beutels ausbeutelt. Dies Verfahren ist aber nicht gut im Großen auszuführen, und man beschränkt es daher auf die Gewinnung so kleiner Quantitäten, als man zum medicinischen Gebrauch nöthig hat. In manchen Krankheiten, welche stärkende und gewürzhafte Mittel nöthig machen und bei denen zugleich Schlaflosigkeit die Kranken immer mehr ermattet, hat sich das Lupulin sehr wirksam gezeigt. In England bereitet man aus dem Hopfen einen Extract, den man mit etwas Hausenblase versetzt und dadurch zu einer festen Consistenz bringt. Dieser soll sich mehre Jahre aufbewahren lassen, weit kräftiger als der ganze Hopfen wirken, wenn er der Würze des Biers zugesetzt wird, und das Bier zugleich heller machen. Es hat sich bis jetzt noch kein Ersatzmittel des Hopfens auffinden lassen, so viele dergleichen auch von Brauern versucht worden sind, das von gleicher Wirksamkeit und ohne Nachtheil für die Gesundheit wäre. Häufig wendet man, besonders in England und jetzt auch in Baiern, die röm. Kamillen, die zwischen den Fingern gerieben, einen dem Hopfen ganz ähnlichen Geruch geben, zum Bierbrauen an. – Die jungen, aus der Erde hervorkommenden Triebe, die in den Hopfengärten zum Vortheil der Pflanzen zum Theil weggeschnitten werden müssen, werden als Hopfenkeime wie Spargel genossen. Aus dem Baste der Stengel bereitet man, wie aus dem Hanse und Lein, Fasern, welche sich [413] spinnen und weben lassen, aber nur grobe Zeuche geben. Der sogenannte span. Hopfen ist eine dem Majoran ähnliche Pflanze Südeuropas, deren mit Deckblättern bedeckte Blütenähren Ähnlichkeit mit Hopfenzapfen haben.