Indig

Indig

[442] Indig oder Indigo ist ein ausgezeichnet schöner Farbestoff, der aus einer großen Anzahl von Pflanzen gewonnen werden kann und der schon im Alterthume in Ostindien, wahrscheinlich aber auch den Griechen und Römern bekannt war.

Erst seit dem 16. Jahrh. ist er aber durch die Holländer aus Ostindien eingeführt und in Europa vorzüglich in Gebrauch gekommen. Den Indigo enthalten theils die verschiedenen Arten Indigofera (tinctoria, anil, argentea u.a.), theils andere Pflanzen. Auch der Waid (Isatis tinctoria) enthält Indig, doch in zu geringer Menge, als daß man ihn im Großen zur Indigbereitung benutzen könnte. Die Bereitung des Indig geschieht in Ost- und Westindien so, daß man die blühenden Indigpflanzen in Trögen mit Wasser überschüttet, mit Bretern bedeckt und mit Gewichten beschwert. Schon nach einigen Stunden tritt Gährung ein, und wenn sich auf der Oberfläche blaue und kupferfarbene Blasen zeigen, läßt man das Wasser in einen Bottich ab. In diesem wird es (zuweilen mit einem Zusatz von Kalkwasser) so lange geschlagen, bis es grünlichblau wird und der Indig sich körnt. Er setzt sich allmälig zu Boden und wird mit Wasser gewaschen und endlich getrocknet. Eine andere zweckmäßige Behandlung ist die, daß man die Aus, ziehung nicht durch Gährung, sondern durch Übergießung mit heißem Wasser bewirkt. Der Indig ist ein dunkelblaues Pulver, oder, wie er gewöhnlich im Handel vorkommt, eine leichte (zuweilen auf dem Wasser schwimmende) dunkelblaue Masse von geringer Festigkeit, welche mit dem Nagel gerieben Metallglanz annimmt. Er ist im Wasser nicht auflösbar, geruch-und geschmacklos. Der reinste Indig ist ein dunkelblaues, ins Kupferrothe gehendes Pulver, welches sich bei etwas raschem Feuer in purpurrothen Dämpfen verflüchtigen läßt, die sich dann an kalten Orten als nadelartige, glänzende, purpurrothe Krystalle ansetzen. Diese heißen sublimirter Indig oder Isatin. In wasserfreier Schwefelsäure löst sich der Indig mit schön purpurrother Farbe, welche bei der Verdünnung mit Wasser in Blau übergeht. Gewöhnlich bedient man sich der rauchenden oder höchst concentrirten engl. Schwefelsäure zur Auflösung des Indig und verdünnt hierauf die Lösung bis zum 700fachen, um in ihr Zeuche und andere Stoffe zu färben, wobei verschiedene Methoden in Anwendung kommen. Aus der Verbindung mit Schwefelsäure gewinnt man den blauen Karmin, eine ausgezeichnete Malerfarbe. Man unterscheidet sehr viele Indigoarten, von denen die besten aus Ostindien (Bengalen) und aus Ägypten kommen. Die gemeine, am stärksten angebaute Indigopflanze ist oben abgebildet. Dieselbe wird einige Fuß hoch und hat gefiederte Blätter, traubenförmig [442] beisammenstehende Blüten, welche rundliche Schoten tragen. Man baut dieselbe an vor Winden geschützten Orten an und umgibt die Anpflanzungen zu diesem Zwecke wol auch mit Hecken. Wenige Wochen nach der Aussaat gehen die Pflanzen auf und beginnen nach etwa acht Wochen zu blühen. Jetzt schneidet man dieselben mit der Sichel ab, welches alle zehn bis zwölf Wochen, während welcher die Pflanze noch wächst, wiederholt werden kann, bis eine neue Aussaat nöthig geworden ist. – Man hat den Indig auch aus blauen Tuchlappen wiederhergestellt, wobei man einen Indig erhält, der an Brauchbarkeit nichts verloren hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 442-443.
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