[444] Infŭsiōnsthierchen, Infusōrien oder Aufgußthierchen nennt man die zu den Würmern gerechneten Thierchen, welche man in allem durch organische Beimengungen mehr oder weniger verunreinigten Wasser in unzählbarer Menge mit Hülfe der Mikroskope wahrnimmt.
Die nachstehende Abbildung zeigt einen vergrößerten Tropfen und in ihm eine Zusammenstellung der am häufigsten vorkommenden Infusionsthierchen. Die Menge dieser Thiere ist unglaublich. Ein berühmter Naturforscher hat berechnet, daß sich in einer Cubiklinie Wasser gegen 500 Millionen solcher Würmer befinden. Nicht einmal alle Gattungen dieser Thiere kann man aufzählen, doch scheint jede besondere Flüssigkeit ihre eigenthümlichen Gattungen zu haben. Die größern derselben sind zum Theil auch ihrem Innern nach untersucht worden und zeigen hier, wie in ihrem Äußern, merkwürdige Eigenthümlichkeiten. Man kennt Punktthierchen, Räderthiere, Deutetwürmer, Aalwürmer (Kleisterälchen), Schildpolypen u.s.w. Die Art, in welcher sich diese Thiere fortpflanzen, ist verschieden. Einige legen Eier, andere bringen lebendige Junge und noch andere pflanzen sich durch Theilung fort. Der Anblick eines Wassertropfens durch das Mikroskop [444] muß dem denkenden Menschen die ehrfurchtvollste Bewunderung der Macht und Größe des Schöpfers einflößen, der Welten lebender Wesen hervorruft, welche unsern Blicken verschwinden. Die Schöpfung, sehen wir, ist, wie in der Größe, so auch in der Kleinheit unendlich, überall voller Bewegung und Leben.