[138] Mikroskope werden nach dem Griechischen überhaupt solche Werkzeuge genannt, welche nahe liegende, sehr kleine und dem unbewaffneten Auge oft ganz unkenntliche Gegenstände vergrößert und deutlich zeigen, indem sie dieselben unter einem größern Sehwinkel erblicken lassen, als es mit bloßem Auge möglich ist.
Zwar tritt das vergrößerte Sehen eines Gegenstandes schon ein, wenn man ihn dem Auge, dessen deutlichste Sehweite gewöhnlich 8–12 Zoll ist, sehr nahe bringt, wobei jedoch die Deutlichkeit verloren geht. Bis zu einem gewissen Grade wird diese aber wieder gewonnen, wenn man den unter vortheilhafter Beleuchtung genäherten Gegenstand durch ein mit der Nadel in ein Kartenblatt gestochenes Loch betrachtet und dieses einfachste aller Mikroskope reicht in vielen Fällen aus. Da jedoch jene kleine Öffnung nur einer höchst geringen Lichtmenge den Durchgang gestattet, so wird dadurch eine andere Art von Undeutlichkeit bedingt, daher man sich im Allgemeinen zu mikroskopischen Untersuchungen geschliffener Glaser bedient, von denen auch der deutsche Ausdruck Vergrößerungsglas hergenommen ist. Die einfachste Art derselben gibt eine convexe oder erhabene einzige Glaslinse (s. Linsen) ab, welche stark vergrößert oder eine sehr kleine Brennweite hat und in einen metallenen oder hornenen Rahmen mit einem Handgriffe gefaßt ist; auch werden zu demselben Zwecke mehre Glaslinsen von längerer Brennweite so zusammengefaßt, daß sie sich wie eine ganze ausnehmen. Man nennt solche Vergrößerungsgläser einfache oder Loupen, und nähert beim Gebrauche derselben das Auge mit dicht vorgehaltenem Glase dem in ein vortheilhaftes Licht gebrachten Gegenstande so weit, bis er sich möglichst deutlich darstellt. Mikroskope, welche aus mehren, wie bei den Fernröhren in einem Rohre vereinigten Gläsern bestehen, heißen zusammengesetzte, und die gewöhnliche Einrichtung, sowie die Wirkung derselben versinnlicht die nebenstehende Figur. Es ist nämlich CD eine kleine convexe Linse (die Objectivlinse), etwas außerhalb deren Brennweite der zu betrachtende Gegenstand AB angebracht wird, von dem die davon ausgehenden Strahlen ein sehr vergrößertes Bild bei A′B′ bilden müßten, wenn sie nicht vorher schon durch das zweite sogenannte Feld- oder Sammelglas FE zu dem Bilde A''B'' vereinigt würden; dieses wird endlich durch das dritte oder Augenglas wie durch eine Loupe betrachtet und bei A'''B''' sehr vergrößert gesehen. Gewöhnlich gehören zu einem solchen Mikroskop mehre Objectivlinsen CD, die nach Belieben ein-gesetzt werden können und eine desto stärkere Vergrößerung bewirken, je geringer ihre Brennweite ist. Mit der wachsenden Vergrößerung steht aber die Erleuchtung im umgekehrten Verhältnisse und es wird daher eine stärkere Beleuchtung des Gegenstandes AB erfoderlich, die gewöhnlich durch Hohlspiegel bewirkt wird, welche das Tageslicht verdichtet auf den Gegenstand zurückstrahlen. Unter das Mikroskop wird das zu Betrachtende auf Elfenbeinplättchen, auf oder zwischen Glasstreifen gebracht, von denen man für Flüssigkeiten auch welche mit kleinen Aushöhlungen hat; ganz kleine Gegenstände, wie z.B. Infusionsthierchen, müssen in einem möglichst kleinen Wassertropfen ganz flach ausgebreitet werden, damit die Thierchen nicht durch senkrechtes Auf- und Absteigen aus der rechten Entfernung kommen; auch sehr zarte, frische Pflanzentheile werden angefeuchtet, um ihr Zusammenschrumpfen zu verhüten. – Einige Mikroskope erhalten ihre Namen auch nach dem Lichte, mit dem sie beleuchtet werden, wie das Sonnenmikroskop, ein Rohr mit zwei Convexlinsen, welches im Fensterladen eines verdunkelten Zimmers so angebracht ist, daß mittels eines außerhalb befestigten Spiegels Sonnenlicht aufgefangen und durch die Gläser ins Zimmer geleitet werden kann. Der zu vergrößernde Gegenstand wird im Rohre zwischen den beiden Linsen befestigt und hier von dem durch die erste Linse verdichteten Lichte beleuchtet, das mit seinem stark vergrößerten Bilde durch die zweite Linse auf eine weiße Wand fällt, wo es viele Personen zugleich betrachten können, und welches sich desto größer darstellt, je entfernter es aufgefangen wird. Eine ähnliche Einrichtung hat auch das ganz neuerdings erfundene Hydro-Oxygengas-Mikroskop, bei welchem man die Beleuchtung durch eine über einer Weingeistflamme glühende Kalkkugel bewirkt, auf die Hydrogen- (Wasserstoff-) und Oxygengas (Sauerstoffgas) geleitet werden, wodurch das hellste Licht entsteht, welches künstlich hervorgebracht werden kann. – Ist von der Vergrößerung eines Mikroskops die Rede, so ist damit immer das Verhältniß der Größe, in der ein Gegenstand dadurch scheinbar dargestellt wird, zu der gemeint, in welcher er dem bloßen Auge in deutlicher Sehweite sich darstellt. Dabei ist noch zu bemerken, daß man gewöhnlich nur die lineare Vergrößerung, d.h. die nach einer Richtung angibt und folglich ein 50mal vergrößerndes Mikroskop einen Gegenstand nach allen Richtungen oder in seiner ganzen Fläche 2500mal vergrößert darstellt, welche Zahl durch Multipliciren der ersten mit sich selbst gefunden wird. Über Zeit und Urheber der Erfindung des Mikroskops sind die Meinungen getheilt, wahrscheinlich folgte sie aber bald auf die der geschliffenen Glaslinsen.