Jamaica

[483] Jamāĭca ist eine zu den Antillen (s.d.) gerechnete Insel und gehört den Engländern, deren wichtigste Besitzung in Westindien sie ist. Colombo entdeckte dieselbe bei seiner zweiten Entdeckungsreise 1494 und nannte sie St.-Jago, worauf des Entdeckers Sohn Diego als erster Gouverneur von der span. Regierung dahin geschickt wurde. Wie überall, so verfuhren auch hier die Spanier mit großer Grausamkeit gegen die Urbewohner, und so waren von der zahlreichen Bevölkerung der Insel in wenigen Jahren gegen 60,000 umgekommen. Zur Zeit, als Cromwell sich der [483] Herrschaft in England bemächtigt hatte, eroberten die Briten die Insel und nannten sie Jamaica, und nach einigen Jahren hatten sich so viele neue Anbauer nach der neuen Besitzung gezogen, daß man an 60,000 Weiße und an noch einmal so viele Schwarze auf derselben zählte. Im Jahre 1692 verwüstete ein schreckliches Erdbeben die Insel, sodaß die Oberfläche derselben gänzlich verändert wurde und 13,000 Menschen umkamen. Gegenwärtig leben auf den 270 ! M., welche den Flächenraum der Insel bilden, etwa 60,000 Weiße und 340,000 Sklaven. Ein Gouverneur regiert die Insel, welche aber ein Parlament hat, in dessen Oberhaus der König 12 Mitglieder ernennt. Im Innern der Insel gibt es eine kleine Negerrepublik, welche 1738 von den Engländern für unabhängig erklärt worden ist. Die Hauptstadt ist Spanish-Town oder St.-Jago de la Vega und hat etwa 6000 Einw. Port Royal und Kingston sind wichtige Hafenorte. Überhaupt hat die Insel 16 sichere Häfen und 30 Buchten oder Rheden. Wichtig ist auch Belize, eine Colonie, durch welche I. mit den mexican. Staaten in Handelsverbindung steht. Das Klima in I. ist sehr ungesund, indem die Tage heiß, die Nächte dagegen kalt und feucht sind. Der Boden zeichnet sich aber durch Fruchtbarkeit aus. Besonders der Zuckerbau ist bedeutend und man berechnet, daß jährlich gegen 11/2 Mill. Centner Zucker von hier nach England abgehen. Von Kaffee werden jährlich gegen 20 Mill. Pf. gewonnen und überdies ist die Insel reich an Indigo, Baumwolle, Cacao, Aloe, Cochenille, Zimmt, Vanille, Pfeffer, Ingwer, Ipekakuanha, Jalape, Cassia, Senespflanzen u.s.w. Die Wälder sind reich an ausgezeichnetem Mahagoniholz und das Vieh findet vortreffliche Weiden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 483-484.
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