Karthäuser

Karthäuser

[569] Karthäuser (die) sind ein bekannter sehr strenger geistlicher Orden, welcher von dem heiligen Bruno 1086 gestiftet worden ist.

Dieser wurde um 1040 zu Köln geboren und studirte zu Rheims. Mismuthig über die Sittenlosigkeit der Zeit begab er sich mit sechs gleichgestimmten Freunden in die Einsamkeit, und zwar auf den Rath des heiligen Hugo's, Bischofs von Grenoble, in einer einsamen Gegend, vier Stunden von Grenoble, welche la Chartreuse hieß und von welcher der Orden, sowie seine Klöster, die Karthausen, den Namen erhielten. Von seinem ehemaligen Schüler, dem Papst Urban II., nach Rom berufen, schlug Bruno jede geistliche Würde aus und erlangte 1094 die Erlaubniß, eine zweite Karthause in der Einsamkeit von della Torre in Calabrien zu stiften. Hier lebte und starb er 1101. Im Jahre 1628 wurde Bruno in die Zahl der Heiligen aufgenommen. Bruno hinterließ seinen Anhängern keine bestimmte Regel, diese bildete sich erst allmälig aus. Von ihrem fünften Prior, Guido (gest. 1137), erhielten die Karthäuser die Vorschrift des ewigen Stillschweigens und der Einsamkeit noch[569] außer den gewöhnlichen Mönchsgelübden; 1176 wurde der Orden vom Papste bestätigt, und erst 1581 kam die vollständige Regel der Karthäuser zu Stande, welche der Papst bestätigte. Die Karthäuser haben sich stets durch Bildung, Wohlthätigkeit und Gastfreiheit ausgezeichnet. Ihre Beschäftigung war der Gottesdienst, Handarbeit und Bücherabschreiben; Fleischspeisen waren ihnen gänzlich verboten, strenge Mäßigkeit ihre Pflicht; nur bei besondern Gelegenheiten durften sie in Gesellschaft speisen, jährlich mußten sie fünf Mal zur Ader lassen, nur an einigen Stunden des Donnerstags und an den Capiteltagen durften sie sprechen. Die Ordenskleidung war ganz weiß mit einem schwarzen Mantel, und die Laienbrüder zeichneten sich durch den Bart und ein kürzeres Scapulier aus. Seit dem Jahre 1616 kamen auch Karthäuserinnen auf, deren Regel etwas weniger streng war. Sie gingen gleichfalls weiß gekleidet mit einem schwarzen Schleier. Der jedesmalige Prior der Karthause bei Grenoble war der General des ganzen Ordens. Diese in einer wildromantischen Gegend gelegene Karthause ist unten abgebildet. Man kann zu ihr nur auf einem höchst beschwerlichen Wege gelangen, denn sie liegt in einem engen, zum Theil von ganz steilen Felswänden umgebenen Thale, welches acht Monate des Jahres von Schnee umlagert ist. In Folge der franz. Revolution wurde das Kloster aufgehoben und seine Besitzungen verkauft, doch ist es 1816 wieder eingerichtet worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 569-570.
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