Klumpfuss

[619] Klumpfuss wird im Allgemeinen ein Bildungsfehler der Füße genannt, bei welchem der Fuß nach innen oder außen verdreht ist. Indeß unterscheidet man wieder den eigentlich sogenannten Klumpfuß und den Plattfuß. Bei jenem ist der Fuß so um seine Längenachse gedreht, daß der innere Fußrand nach oben, der äußere nach unten, die Sohle nach innen, die. Rückenfläche des Fußes nach außen gerichtet ist. Dabei sind die Zehen stark gebogen, die Rückenfläche des Fußes gewölbter, die Fußsohle hohler als gewöhnlich, die Ferse in die Höhe gezogen und nach innen [619] gerichtet, sodaß sie den Boden nicht berührt. Natürlich ist durch diese Misbildung das Gehen behindert. Nicht immer ist der Klumpfuß bis zu dem beschriebenen Grade ausgebildet. Der Klumpfuß ist gewöhnlich angeboren, kann aber auch nach der Geburt entstehen, wenn der Fuß, z.B. wegen des Vorhandenseins von Geschwüren u. dergl., längere Zeit in einer bestimmten Lage gehalten und dadurch das Gleichgewicht zwischen den Streck- und Beugemuskeln aufgehoben wird. Die Veränderungen, welche die Bänder und Knochen des Fußes und der Fußwurzel durch das in Rede stehende Übel erleiden, treten erst nach und nach ein. Alle an der Sohle und dem innern Rande des Fußes befindlichen Bänder verkürzen sich, während die der Rückenfläche und des äußern Fußrandes mehr und mehr erschlaffen. Die Knochen der Fußwurzel weichen je nach dem Grade der Verkrümmung mehr oder weniger aus ihrer gegenseitigen Berührung und verändern allmälig auch ihre Gestalt. Die Heilbarkeit des Klumpfußes ist nur dann möglich, wenn das Übel noch nicht bis zu einer Misbildung und Verwachsung der Knochen fortgeschritten ist. – Beim Plattfuß findet nicht eine wirkliche Verdrehung, sondern nur eine solche Abweichung des Fußes nach außen statt, daß der innere Knöchel sehr hervorragt, tiefer steht und unter dem äußern eine mehr oder weniger beträchtliche Aushöhlung bildet, die natürliche Wölbung des Fußrückens und die Aushöhlung der Fußsohle verloren gehen und der Fuß beim Auftreten mit der ganzen Fläche der Sohle gleich stark den Boden berührt. Beim Gehen richten Plattfüßige die Knie nach innen, die Füße nach außen. – Mit der Benennung Pferde- oder Spitzfuß bezeichnet man die Misbildung, bei welcher der ganze Plattfuß mit dem Unterschenkel dieselbe Richtung hat und die Ferse bedeutend in die Höhe gezogen ist, sodaß der Kranke beim Gehen nur mit den Zehen und vorzüglich mit dem Ballen auftritt, und wobei zugleich der Fuß eine solche Beugung hat, daß die Wölbung des Fußrückens und die Aushöhlung der Sohle vergrößert ist. Auch diese Misbildung ist meist angeboren und beruht auf einer widernatürlichen Zusammenziehung der Vordermuskeln.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 619-620.
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