[652] Korvei ist seit 1822 ein zum preuß. Regierungsbezirk Minden gehöriges Mediatfürstenthum von 5 ! M. mit 10,000 Einw., welches zu den Besitzungen der Landgrafen von Hessen-Rothenburg gehörte. Ursprünglich aber ist K. eine Benedictinerabtei, welche von dem Kloster Korvei in Westfranken (der nachherigen Picardie) 822 gestiftet wurde. Die neue Stiftung wurde das sächsische Korvei oder Neukorvei genannt und blieb eine Zeit lang in einem Abhängigkeitsverhältniß von Altkorvei. Durch den Kaiser Ludwig den Frommen erhielt es bedeutenden Landbesitz und ansehnliche Vorrechte; auch soll ihm Kaiser Lothar 844 die Insel Rügen geschenkt haben, welche Schenkung der Papst Adrian IV. 1154 bestätigte. Als deutscher Reichsstand nahm der Abt zu K. die letzte Stelle und Stimme unter den gefürsteten Äbten ein. K. zeichnete sich bald durch Gelehrsamkeit aus und wirkte wohlthätig zur Verbreitung christlicher Bildung in Deutschland. Im I. 826 ging aus ihm der Apostel des Nordens, Anschar, hervor und derselbe soll die Schule zu K. gegründet haben, welche im 9. und 10. Jahrh. sich auszeichnete. Die korveischen Klosterannalen sind für die Geschichte des Mittelalters von Wichtigkeit. Unter dem Papste Leo X. wurden in K. die fünf ersten Bücher des röm. Geschichtschreibers Tacitus aufgefunden. Im J. 1794 wurde K. zum Hochstift erhoben und 1802 wurde es aufgehoben und an Nassau gegeben, von welchem es 1807 an das Königreich Westfalen und 1815 an Preußen kam.
Die »Geschichte der Abtei K.« ist von Wigand ( Höxter 1819) geschrieben worden.