Möhre

[167] Möhre, Mohrrübe, Carotte und gelbe Rübe sind Namen einer an vielen Orten in Deutschland wild wachsenden Pflanze, deren Eigenschaften aber und insbesondere die der weiß- oder rothgelben Wurzel durch den Anbau für die Benutzung als Nahrungsmittel für Menschen und Futter für Hausthiere aller Art ungemein gewonnen haben, indem die wilden, Wurzeln gewöhnlich klein und von schlechtem Geschmacke sind. Die Möhre verlangt einen kräftigen und tieflockern Boden zum Gedeihen, und wenn sie nicht während des Wachsthums viel Handarbeit nothwendig hätte, würde sie bei dem vor andern Rübenarten großen Reichthum an Nahrungsstoff, als ein vorzüglich gedeihliches Milch- und Mastfutter, und da sie von Insekten und Wetter kaum leidet, unbedingt in erster Reihe empfohlen werden können. Für Menschen liefern vorzüglich die jungen Möhren in vielerlei Zubereitungen ein gewürzhaftes, Einzelnen jedoch zu süßliches Gericht; durch Kochen wird aber auch der Werth der Möhre als Viehfutter gesteigert und mit Salz gegeben können sie für Pferde sehr gut die Stelle des Hafers vertreten. Man bereitet daraus ferner Möhrensaft oder Syrup, der in den Apotheken als ein gutes Mittel wider Heiserkeit zu haben ist, wozu auch die Zuckerbäcker sogenannten Möhrenzucker aus Möhrensaft und Zucker verfertigen; in der Haushaltung wird Möhrensaft auch ungefähr wie das Pflaumenmus gebraucht. Frisch ausgepreßter Möhrensaft oder rohe Möhren werden als ein gelind wurmwidriges Mittel, besonders Kindern, nüchtern gegeben, sowie geschabte frische Möhren lindernde und schmerzstillende Umschläge für Brandschäden liefern.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 167.
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