Magerkeit

[15] Magerkeit heißt jener dem Fettsein entgegengesetzte Zustand des Körpers, in welchem das unter der Haut befindliche Zellgewebe wenig oder gar kein Fett enthält, deshalb zusammensinkt und dadurch die tiefer gelegenen Theile, namentlich die Knochen, mehr hervortreten läßt. Nicht immer ist sie an allen Theilen des Körpers in gleichem Grade bemerkbar oder auch wirklich vorhanden; ebenso wenig darf man jedes Mal von Magerkeit auf eine schon stattgehabte oder noch vorhandene Krankheit schließen, denn sie verträgt sich sehr wohl mit einer vortrefflichen Gesundheit und ist oft nur die Folge eines sehr lebendigen Temperaments, oder unter dem Einflusse heftiger Leidenschaften, übermäßiger Anstrengungen des Geistes und Körpers, langer Entbehrungen u.s.w. entstanden. Dessenungeachtet wird sie jedoch am häufigsten durch krankhafte Zustände bedingt und selten dauert eine Krankheit längere Zeit, ohne wenigstens vorübergehende Abmagerung herbeizuführen. Am stetesten erscheint sie im Gefolge der sogenannten Zehrkrankheiten, namentlich bei Schwindsuchten, Wassersuchten u.s.w. An Kindern und selbst Erwachsenen ist Magerkeit nicht selten ein Zeichen von Würmern, auch wird sie bei Schwangern häufig als eine Erscheinung beobachtet, die mit der Schwangerschaft selbst wieder verschwindet. Ist sie Folge einer Krankheit, die mit vollständiger Genesung endet, so kehrt die frühere Körperfülle bei einer leicht verdaulichen, nahrhaften Kost, dem Gebrauche von Bädern und sonst angemessener Lebensweise gewöhnlich nach und nach zurück.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 15.
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