Messina

[120] Messīna. Diese fast 1000 Jahre v. Chr. gegründete Stadt, welche in den ersten 400 Jahren ihres Bestehens Zankle hieß und dann von aus Griechenland ausgewanderten Messeniern eingenommen und Messana genannt wurde, liegt im nordöstl. Theile von Sicilien am Faro di Messina oder der nach ihr benannten Meerenge, amphitheatralisch am Fuße des Gebirges und in einer an herrlichen Südfrüchten besonders reichen Gegend. M. ist Hauptstadt einer gleichnamigen Intendantur oder Provinz, hat 70,000 Einw., einen der vortrefflichsten Häfen am mittelländ. Meere, der 1000 Schiffe faßt und durch eine Citadelle und mehre Forts geschützt wird, und der Handel mit Südfrüchten, Öl, sowie Seidenfabrikation sind Hauptnahrungszweige der Bevölkerung. Die Stadt wurde mehrmals von furchtbarem Unglücke betroffen, z.B. 1743 von der Pest, und 1783 von dem weltberühmten Erdbeben jenes Jahres großentheils verheert, ist aber seitdem sehr regelmäßig wieder aufgebaut worden, hat breite, mit Lavablöcken gepflasterte Straßen, mehre große Plätze mit Springbrunnen, viele Paläste und reichdotirte Kirchen, von denen die von dem Normann Roger erbaute Domkirche merkwürdig ist, in der sich 26 antike Säulen aus ägypt. Granit befinden, welche gegen die gothischen Verzierungen des 12. Jahrh. eigenthümlich abstechen, und 46 Klöster; das einfache Senatorio oder Rathhaus ist nicht ganz vollendet. Die Bildungsanstalten sind [120] von keiner besondern Erheblichkeit und von beinahe drei Viertheilen der Einwohner wird behauptet, daß sie weder lesen noch schreiben können. Es bestehen hier eine Bank, drei Leihhäuser und mehre Hospitäler. Neue Verwüstungen brachte im Nov. 1823 eine große Überschwemmung über Stadt und Umgegend; von den Drangsalen, die 1837 im Gefolge der Cholera über Sicilien gekommen sind, scheint M. jedoch bisher verhältnißmäßig wenig gelitten zu haben. Vor dem Erdbeben von 1783 zählte M. 100,000 Einw., hat aber seine frühere Blüte noch nicht wieder erreichen können.