[182] Montenegro oder Karatagh, d.h. schwarzes Gebirge, heißt ein Gebirge der europ. Türkei, welches sich vom Narentaflusse bis zum See von Skutari oder Iskanderie in der gleichnamigen Statthalterschaft des Ejalets Rumili erstreckt und den westl. vom östr. Gebiete begrenzten, von steilen Abhängen umgebenen und blos durch wenige, fast nur für Fußgänger gangbare Pässe zugänglichen Gebirgsdistrict Montenegro bildet. Dieser umfaßt 25 ! M., ist in die Bezirke Katunska, Liepanska, Piewieka, Rieka und Karnicka abgetheilt und hat 38,500 Einw., Montenegriner genannt, welche sich zur griech. Kirche bekennen und ein zwar rohes, aber tapferes Gebirgsvolk von meist slawischer Abkunft bilden. Sie reden illyrisch und slawonisch, beschäftigen sich hauptsächlich mit Viehzucht, deren Producte, sowie das Holz der schönen Waldungen auf ihren Bergen, einträgliche Ausfuhrartikel für sie sind; auch bauen sie Wein und Obst in ihren fruchtbaren Thälern, aber wenig Getreide. Sie wohnen meist familienweise auf ihren Ländereien und sind in Gemeinden abgetheilt, deren jeder ein Knes oder Richter und ein Bairactar oder Fahnenträger, jedem Bezirke aber ein Serdar und zwei Woiwoden vorstehen. Oberhaupt des ganzen Ländchens ist der Sweti Wladika (heilige Statthalter) oder Bischof von Montenegro, welcher aus den Mönchen des Klosters des h. Basil zu Cettigne oder Stagnewicz im östr. Kreise von Cattaro (s. Dalmatien) gewählt wird und auch dort residirt. Von ihm und den Ortsvorstehern wird noch ein weltlicher Wladika gewählt, der aber nur geringes Ansehen besitzt Seit dem Vordringen der Türken in diese Gegenden widerstrebten die Montenegriner in wiederholten blutigen Aufständen ihrer Herrschaft. Vorzüglich wichtig war der, welchen 1767 ein gewisser Steffano Piccolo veranlaßte, der sich für den 1762 vom Throne gestürzten [182] russ. Kaiser Peter III. ausgab; unter dem 1770 erwählten Bischof Peter Petrovich, gest. 1830, errangen sie in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts die Art von Unabhängigkeit von der unmittelbaren türk. Oberherrschaft, deren sie gegen einen mäßigen Tribut jetzt genießen und die Rußland begünstigt, mit dem sie fortwährend in nähern Beziehungen stehen und wo der jetzige Wladika erst 1837 wieder einen Besuch in Petersburg abgestattet hat.