Mucius Scävola

[207] Mucius Scävola, eigentlich Cajus Mucius Cordus, hieß ein freiheitsliebender röm. Jüngling, der, nachdem Rom sich 510 v. Chr. durch Vertreibung des Königs Tarquinius Superbus freigemacht hatte und bald darauf von dessen Bundesgenossen Porsenna, König von Etrurien, hart belagert wurde, sich in dessen Lager schlich, um ihn zu ermorden. Aus Irrthum stieß er den Schreiber desselben nieder, gestand aber, von den Wachen ergriffen, sofort sein eigentliches Vorhaben ein und fügte hinzu, daß noch eine Menge röm. Jünglinge nach dem Ruhme trachteten, den Feind ihres Vaterlandes zu erlegen. Porsenna wollte Näheres über die ihm drohende Gefahr wissen und drohte M, ihn durch Feuer zum Geständniß zwingen zu lassen. Da streckte dieser zum Beweis, wie sehr er dergleichen Schmerzen verachte, seine rechte Hand in eine nahestehende Pfanne mit glühenden Kohlen, bis Porsenna ihn mit Gewalt entfernen ließ und ihm die Freiheit schenkte. Jetzt erst benachrichtigte ihn M., daß sich 300 röm. Jünglinge gegen sein Leben verschworen hätten und nach und nach, wie das Loos falle, welches ihn zuerst getroffen habe, gegen Porsenna ausziehen würden, der sich dadurch bewogen fand, die Belagerung aufzuheben und Frieden zu machen. In Rom erhielt M., der sich ferner blos der linken Hand bedienen konnte, den darauf bezüglichen Beinamen Scävola, sowie ein Stück Land und eine Ehrensäule vom Senat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 207.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: