[423] Pasquier (Etienne Denis), Präsident der franz. Pairskammer, geb. 1767, wurde unter der 1799 beginnenden Herrschaft Bonaparte's, in dessen Umgebung er einflußreiche Freunde besaß, zuerst Auditor im Staatsrathe, endlich Baron und Policeipräfect. Obgleich er als solcher die vom Brigadegeneral Claude Franz Mallet, welcher seit 1805 wegen seiner republikanischen Gesinnungen im Verhaft war, angesponnene Verschwörung gegen den Kaiser und den mit der Entweichung Mallet's verbundenen Versuch zur Ausführung derselben im Oct. 1812 nicht zu verhindern gewußt hatte, wurde er nicht abgesetzt, sondern blos mit Gefängniß bestraft. Bei der Umgestaltung der franz. Verhältnisse im J. 1814 erklärte sich P. für die zurückkehrenden Bourbons, wurde in den Staatsrath aufgenommen und Generaldirector der Brücken und Landstraßen, sowie nach Napoleon's zweiter Vertreibung, der P. nicht wieder anstellte, im Jul. 1815 zum Justizminister ernannt. Nach kurzer Unterbrechung bekleidete er von 1817–18 diese Stelle zum zweiten Male, wurde später Minister des Auswärtigen und endlich Pair. Den Begebenheiten der Julirevolution blieb er fremd, wurde aber nachher zum Präsidenten der Pairskammer ernannt, deren Verhandlungen als Gerichtshof wider die ausgewanderten Minister Karl X. im J. 1831, sowie hinsichtlich der spätern wiederholten republikanischen Aufstände und Mordversuche gegen den König (s. Ludwig Philipp), er insbesondere zu leiten hatte. In seiner frühern Wirksamkeit als Minister, sowie als Mitglied der Deputirtenkammer ist P. mehrmals eine Neigung zu willkürlichen Maßregeln und Ausnahmegesetzen, sowie zur Beschränkung der Presse zum Vorwurfe gemacht worden.